Definition: Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV)

Das Kurs-Buch-Wert-Verhältnis ist eine der wichtigsten Kennzahlen der Aktienanalyse. Es gibt an, ob eine Aktie grade günstig oder teuer ist. Dabei geht es nicht um den Preis der einzelnen Aktie, sondern um das Verhältnis des Aktienkurses zum aktuellen Buchwert. Um zu erkennen, ob eine Aktie grade günstig oder teuer ist, bedarf es eben mehr Informationen als dem bloßen Preis.

So ist zum Beispiel der Wert von 100.000 Euro für eine Wohnung auch wenig aussagekräftig darüber, ob die Wohnung nun teuer oder günstig ist. Für eine Wohnung in der Hamburger Innenstadt sind 100.000 Euro vermutlich günstig, eine Ein-Zimmer-Kellerwohnung mitten auf dem Land ist vermutlich teuer. Um zwischen günstig und teuer zu unterscheiden, sind weitere Informationen notwendig.

Um die richtige Aktie zu finden, bedienen sich Anleger einiger Kennzahlen zur Aktienbewertung. Jede einzelne dieser Kennzahlen ist nicht immer glaubwürdig und aussagekräftig, dennoch gibt es einige Kennzahlen, die auf unterbewertete Aktien hindeuten können. Eine dieser Kennzahlen ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis

Was ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis KBV?

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis setzt den Aktienkurs eines Unternehmens zu dessen Buchwert ins Verhältnis. Der Buchwert des Unternehmens ergibt sich aus dem Eigenkapital des Unternehmens abzüglich seiner Verbindlichkeiten. Anders ausgedrückt spiegelt der Buchwert den Wert aller Maschinen und Immobilien sowie des Barvermögens eines Unternehmens wieder. Es wäre somit der Wert, den ein Unternehmen im Falle einer Liquidation Wert wäre.

Der Kurs eines Unternehmens entspricht dem aktuellen Aktienkurs. Der aktuelle Aktienkurs einer Aktie entspricht dem Marktwert je Aktie. Dabei wird von einem Markt ausgegangen, in dem sich der Preis durch ein Angebot und eine Nachfrage frei bilden kann. Für die Berechnung des Verhältnisses dieser beiden Werte wird das Eigenkapital, also der Buchwert durch die Marktkapitalisierung dividiert. Die Marktkapitalisierung ergibt sich durch eine Multiplikation von dem Aktienkurs des Unternehmens und der Anzahl der ausgegeben Aktien. Die Marktkapitalisierung entspricht demnach dem Preis, den ein Unternehmen für die komplette Übernahme aller Aktien bezahlen müsste.

Die Formel zur Berechnung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses lautet also: KBV = Marktkapitalisierung / Eigenkapital. Als Beispiel: Ein Unternehmen hat einen Buchwert von 10 Millionen Euro und eine Marktkapitalisierung von 5 Millionen Euro. Das KBV beträgt somit 0,5. Für jeden investierten Euro erhält der Anleger somit 50 Cent am Wert des Unternehmens.

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist ein Bestandteil der sogenannten Fundamentalanalyse. Ziel der Fundamentalanalyse ist es, einen Preis für eine Aktie zu ermitteln, der fair oder auch angemessen ist. Für diese Analyse werden Kennzahlen der Betriebswirtschaftslehre von Unternehmen hinzugezogen sowie das Umfeld des Unternehmens beleuchtet. Diese Daten werden auch Fundamentaldaten genannt. Das Verfahren der Fundamentalanalyse ist immer die Gegenüberstellung von betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zu aktuellen Aktienkursen. Die wichtigsten Kennzahlen der Fundamentalanalyse sind das Kurs-Gewinn-Verhältnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis, das Kurs-Umsatz-Verhältnis und das Kurs-Cashflow-Verhältnis.

Die Chartanalyse, oder auch technische Analyse setzt hingegen nicht auf die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen des Unternehmens sondern auf die Kursverläufe der Aktienkurse. Anhand bestimmter Muster wird hier versucht, den zukünftigen Aktienverlauf vorherzusagen.

Beide Analysen stehen jedoch in der Kritik der Markteffizienzhypothese. Diese Hypothese besagt, dass aufgrund der Effizienz der Finanzmärkte durch eine Chartanalyse, Fundamentalanalyse oder auch durch Insiderhandel kein Markteilnehmer in der Lage ist, dauerhaft überdurchschnittlich erfolgreich am Markt zu sein.

Was ist ein guter KBV? Wann gilt ein KGV als günstig?

Generell gilt, dass ein Anleger einen möglichst hohen Anteil an einem Unternehmen mit einem geringen Einsatz erhalten will. Aus diesem Grund kann ein Kurs-Buchwert-Verhältnis über 1,0 als gut bezeichnet werden. Mit jedem investierten Euro erhält der Anleger in solchen Fällen mindestens auch einen Euro des Wertes des Unternehmens. Ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von unter 1,0 zeigt an, dass das Unternehmen entweder unterbewertet ist oder deutet auf Probleme im Unternehmen hin, die sich zwar bereits im Aktienkurs abzeichnen, jedoch noch nicht das Eigenkapital betreffen.

Im Gegensatz zum Kurs-Buchwert-Verhältnis gibt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) an, wie hoch der Gewinn im Verhältnis zum Aktienkurs des Unternehmens ist. Die Berechnung dieser Kennzahl ist recht simpel. Der Aktienkurs des Unternehmens wird durch den Gewinn des Unternehmens je Aktie geteilt. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis gibt also an, mit dem Wie Vielfachen des Gewinnes des Unternehmens eine Aktie bewertet ist. Eine Faustregel, ab wann ein Kurs-Gewinn-Verhältnis gut ist, gibt es nicht. Dieser Wert ist enorm stark vom Unternehmen und der Branche abhängig. Ein Unternehmen, das sich grade an der Gewinnschwelle befindet, aber ein starkes Gewinnwachstum erwarten lässt, kann extrem teuer erscheinen. Andererseits kann ein niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis darauf hindeuten, dass der Aktienkurs bereits in Erwartung sinkender Gewinne gefallen ist. Auf diese optisch günstigen Aktien sind schon viele Anleger hereingefallen.

Was ist der Gewinn je Aktie?

Der Gewinn je Aktie berechnet sich, indem der Jahresüberschuss eines Unternehmens durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien dividiert wird.

Die Berechnung des Gewinnes erfolgt durch eine Ermittlung des Betriebsergebnisses, also dem durch das operative Geschäft entstanden Gewinn oder Verlust. Davon abzuziehen bzw. hinzuzurechnen ist noch das Finanzergebnis, also die Erträge bzw. Aufwendungen aus Zinsen, Beteiligungen oder aus Wertpapiergeschäften. Weiterhin werden vom Betriebsergebnis die Steuern vom Einkommen und Ertrag sowie die sonstigen Steuern abgezogen. Erst dann ergibt sich der Jahresüberschuss oder der Jahresfehlbetrag, der für die Berechnung der Kennzahl erforderlich ist.

Die Berechnung erfolgt dann wie folgt: Gewinn je Aktie = Jahresergebnis / Anzahl an Aktien.

Kritik/Schwächen des KBVs

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis sagt aus, wie hoch der Anteil am Unternehmen ist, den ein Anleger mit einer Investition von einem Euro erwirbt. Dabei gilt grundsätzlich, dass der Anteil so groß wie möglich sein sollte. Eine Faustregel besagt, dass niedrige Kurs-Buchwert-Verhältnisse auf anstehende Gewinne hindeuten und Anleger einsteigen sollen. Bei dieser Theorie wird davon ausgegangen, dass das Unternehmen aktuell eher eine Unterbewertung aufweist. Ein hohes Kurs-Buchwert-Verhältnis deutet auf eine Überbewertung hin, hier erhält der Anleger für einen investierten Euro nur einen Bruchteil des Unternehmens. Als Beispiel dient ein Unternehmen mit einem Buchwert von 10 Millionen Euro. Im ersten Fall beträgt die Marktkapitalisierung (also der Wert aller Aktien zum aktuellen Aktienkurs) 1 Millionen Euro. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt also bei 0,1. Jeder Anleger erhält für einen investierten Euro, zehn Euro am Wert des Unternehmens. Dieser sehr niedrige Wert spricht für eine Unterbewertung des Unternehmens. Hat dasselbe Unternehmen nun eine Marktkapitalisierung von 100 Millionen Euro, liegt das Kurs-Buchwert-Verhältnis bei 10. Ein sehr hoher Wert, der für eine Überbewertung spricht. Solche extremen Werte dienen nur der Verdeutlichung und sind in der Praxis eher selten.

Vergangenheitsbetrachtung bei der Berechnung der Kennzahl – aktuelle Ereignisse werden teilweise außer Acht gelassen

Das Problem an dieser Kennzahl ist, dass zwar der aktuelle Aktienkurs berücksichtigt wird, für die Berechnung des Buchwertes jedoch Vergangenheitswerte. Kommt es nun zu einer Krise im Unternehmen und es droht eine Insolvenz, verkaufen die Anleger ihre Aktien. Es kommt zu einem Überangebot an Aktien dieses Unternehmens. Es folgen ein Preisverfall der Aktien und damit eine sinkende Marktkapitalisierung. War das Unternehmen im Vorjahr jedoch noch erfolgreich, weißt das Unternehmen in der Folge ein gutes Kurs-Buchwert-Verhältnis auf, obwohl es kurz vor der Pleite steht. Investieren Anleger nun in das Unternehmen, drohen große Verluste.

Als einzelne Kennzahl betrachtet kaum aussagekräftig

Ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis kann daher zwar auf eine Unterbewertung des Unternehmens hindeuten, es kann allerdings auch auf wirtschaftliche Schwierigkeiten hindeuten. Es gilt daher zu beachten, dass eine Interpretation des Kurs-Buchwert-Verhältnisses KBV alleine keine Anhaltspunkte für eine Unterbewertung oder eine Überbewertung des Unternehmens geben kann. Es ist immer eine ganzheitliche Betrachtung mit anderen Kennzahlen, Geschäftsberichten und historischen Ereignissen des Unternehmens und zukünftigen Prognosen notwendig.

Stille Reserven bleiben unberücksichtigt

Ein weiterer Kritikpunkt an dem Wert des Kurs-Buchwert-Verhältnisses ist, dass lediglich der Buchwert des Unternehmens in der Berechnung Berücksichtigung findet. Insbesondere stille Reserven werden nicht mit berücksichtigt, speziell für Immobiliengesellschaften und Beteiligungsgesellschaften ergeben sich daher oft falsche Werte.

Stille Reserven sind beispielsweise Maschinen, PCs und Firmenfahrzeuge, die zwar in der Bilanz berücksichtigt werden, allerdings lediglich zu ihrem aktuellen Wert und nicht zu ihrem Anschaffungswert. Durch Fehleinschätzungen, Ausnutzen von Spielräumen oder auch durch Willkürlichkeit kann es nun vorkommen, dass ein Unternehmen im Falle einer Insolvenz weniger Wert ist, als in der Bilanz ausgewiesen wurde. In der Folge einer solchen Fehleinschätzung wäre auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis verzerrt. Ebenso kann es vorkommen, dass bei Immobiliengesellschaft Immobilien in ungünstigen Wohnlagen falsch bewertet sind oder es für sehr teure Spezialmaschinen gar keine passenden Abnehmer gibt. Das Unternehmen, das ein Schnäppchen zu sein scheint, wäre dann doch keines mehr. Generell ist es relativ unwahrscheinlich, dass gesunde und solide Unternehmen lange unter dem Buchwert gehandelt werden.

Kein Berücksichtigung des Images und des Markennamens

Ebenso unberücksichtigt bleiben das Image eines Unternehmens, das Humankapital (also gut ausgebildete Fachkräfte) und der Markenname. Insbesondere Apple hat seine außerordentliche hohe Marktkapitalisierung auf den überdurchschnittlich zahlungswilligen Kunden und Anhängern der Marke zu verdanken.

Für die Suche nach günstigen Aktien eignet sich die Kennzahl des Kurs-Buchwert-Verhältnisses daher nie alleine, sie kann aber in Kombination mit anderen Kennzahlen wichtige Informationen liefern.

  • Das Kurs-Buchwert-Verhältnis ist eine Kennzahl zu Analyse von Aktien und gehört zur Fundamentalanalyse
  • Die Formel zur Berechnung des Kurs-Buchwert-Verhältnisses lautet also: KBV = Marktkapitalisierung / Eigenkapital.
  • Ein niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis unter 1,0 spricht für eine Unterbewertung des Unternehmens
  • Ein hohes Kurs-Buchwert-Verhältnis über 1,0 spricht für eine Überbewertung
  • Als einzige Kennzahl ist diese Kennzahl jedoch kaum aussagekräftig
  • Vernachlässigt aktuelle Entwicklungen des Unternehmens bei der Kennzahlberechnung
  • Keine Berücksichtigung von Stillen Reserven, Humankapital oder Image und Markenname