An Börsen werden Aktien zu unterschiedlichen Preisen gehandelt. Dieser so genannte Aktienkurs (auch als Börsenkurs bezeichnet) spiegelt dabei das Verhältnis zwischen Kauf- und Verkaufsinteresse wider. Beeinflusst werden Kurse von verschiedenen Faktoren. Dadurch unterliegen sie ständigen Schwankungen.

Sowohl der Aktienkurs als auch Kursverläufe gehören zum Alltag von Unternehmen und Investoren sowie Börsenmaklern. Mit ihnen können zu möglichen Kursentwicklungen an den Handelsplätzen Vermutungen angestellt werden. Der folgende Ratgeber informiert darüber, was Aktienkurse sind, wie sie entstehen und was es sonst noch dazu zu wissen gibt.

Definition: Was ist ein Aktienkurs?

Bei einem Aktienkurs handelt es sich um den Preis für eine Aktie, als ein Wertpapier. Diese Kurse unterliegen dabei immer wieder Schwankungen, die durch die wirtschaftliche Lage am Markt oder des Unternehmens verursacht werden.

Der Aktienkurs ist nicht mit dem Nennwert zu verwechseln. Dieser beschreibt den Teil des Grundkapitals an einer Aktiengesellschaft. Das Produkt aus Nennwert und Anzahl der Aktien ergibt das gezeichnete Kapital. Auf gezeichnetes Kapital, welches bei einer Aktiengesellschaft als Grundkapital und bei einer GmbH als Stammkapital auszuweisen ist, ist die Haftung der Gesellschafter für Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern beschränkt.

Angebot und Nachfrage sind entscheidend

Der Aktienkurs am Aktienmarkt wird durch Angebot und Nachfrage und den daraus entstehenden Preis je Aktie bestimmt. Potenzielle Anleger haben also auf den Kurs Einfluss: je mehr Anleger Interesse an einem Wertpapier haben, umso höher liegt der Kurs und somit der dieses Wertpapiers. Bei geringer Nachfrage fällt der Kurs.

Dabei übernehmen die hohen Aktienpreise eine Art selektierende Aufgabe.

Grundsätzlich sind Aktien nämlich nur in bestimmter Anzahl verfügbar. Je nach Preis kann so eine Auswahl aus den Anlegern getroffen werden.

Preis hat für Unternehmen große Bedeutung

Der Preis spielt für Unternehmen, die ihre Wertpapiere an der Börse handeln, eine große Rolle. So ergibt sich aus der Gesamtheit der Aktien multipliziert mit dem entsprechenden Kurs die so genannte Marktkapitalisierung des jeweiligen Unternehmens. Dabei handelt es sich um einen Anhaltspunkt für den Eigenkapitalwert, der wiederum ein Zeichen für die Stellung des Unternehmens am Markt ist. Je besser die Marktkapitalisierung, umso höher wird das Unternehmen am Kapitalmarkt eingestuft und umso krisensicher sind Aktien des Unternehmens.

So wird ein Aktienkurs ermittelt

Bei der Berechnung von Aktienkursen spielen die Interessen von Käufern und Verkäufern eine nicht unerhebliche Rolle. Zunächst nehmen Börsenmakler alle Kauf- und Verkaufswünsche entgegen. Im Anschluss wird errechnet, bei welchem Kurs der größte Umsatz erzielt wird (Erfüllung möglichst vieler Kauf- und Verkaufswünsche). Zum Schluss wird dann der Preis festgesetzt und veröffentlicht (notiert).

Die Kurse werden täglich neu von den auf Neutralität vereidigten Börsenmaklern errechnet.

Das Orderbook, in dem die Kauf- und Verkaufswünsche festgehalten werden, dient als Grundlage für die Kursfestsetzung. Diese erfolgt nach dem so genannten Meistausführungsprinzip.

Sobald der Aktienkurs festgesetzt ist, besteht die Möglichkeit, Kurszusätze hinzuzufügen. Diese enthalten zur Aktie ergänzende Informationen und weisen auf das Geschehen an der Börse hin, vor allem sachkundige Personen können so bereits auf den ersten Blick das Angebots- und Nachfrageverhältnis der betreffenden Aktie erkennen. Auch zur Liquidität einer Aktie kann ein Kurszusatz Hinweise liefern.

Lücken im Aktienkurs – Was hat es damit auf sich?

Immer wieder zeigen sich in den Aufzeichnung über die Aktienentwicklung Lücken. Die Gründe hierfür können sehr unterschiedlich sein.

So kann es zu beispielsweise bei der sprunghaften Entwicklung von Kursen zur Entstehung einer Lücke kommen. Eine genaue Nachzeichnung im Diagramm ist dann nicht mehr möglich.

Weiterhin kann es im außerbörslich stattfindenden Handel zu teils deutlichen Veränderungen zwischen Angebot und Nachfrage kommen, was ebenfalls zu einer Lücke (Gap) führen kann.

Eine Unterscheidung wird in folgende Kurslücken vorgenommen:

Aufwärts-Gap Der tiefste Kurs am aktuellen Handelstag liegt noch über den höchsten Kurs des vorherigen Tages.
Abwärts-Gap Der höchste Kurs des aktuellen Tages unterschreitet den tiefsten Kurs des Vortages.
normale Kurslücke (Common-Gap) Eine normale Kurslücke entsteht bei schnell veränderndem Markt. Innerhalb weniger Stunden oder Tage wird diese Lücke wieder geschlossen.
Ausbruchslücke (Break-Away –Gap) Die Ausbruchslücke leitet einen Anstieg oder Abfall des Kurses ein und wird häufig durch sehr starke Bewegungen am Aktienmarkt ausgelöst.
Ausreißerlücke (Measuring-Gap) Die Ausreißerlücke stellt eine Bestätigung des Trends der Ausbruchslücke dar. Kommt es zu dieser Lücke, gehen die Erwartungen dahin, dass der Kursanstieg zur Hälfte geschafft ist.
Exhausting-Gap Diese Lücke ist ein Anzeichen für das Ende einer Tief- oder auch Hochphase.

Entstehung von Aktienkursen

Ein Aktienkurs entwickelt sich zufällig. Wann er fällt oder steigt, lässt sich also nicht vorhersagen. Anhand diverser Nachrichten lassen sich lediglich Vermutungen anstellen, bei denen es sich aber nur um ungenaue Prognosen handelt.

Ersichtlich sind letztlich immer nur der aktuelle sowie der vergangene Kurs, sichere Aussagen über zukünftige Kurse lassen diese Werte jedoch nicht zu.

Kursarten

Bei Aktienkursen erfolgt eine Unterteilung in folgende Arten:

  • Geldkurs und Briefkurs
  • Eröffnungskurs und Schlusskurs
  • fortlaufender (variabler) Kurs und Kassakurs (Einheitskurs)
  • offizieller Börsenkurs und Taxakurs (Schätzkurs, z. B. bei umsatzschwachen Wertpapieren)

Zusätzlich zu diesen – an der Börse festgesetzten – Kursen gibt es noch Kurse, welche Makler sowie Händler außerbörslich über so genannte Direktgeschäfte festsetzen.

Unterscheidung zwischen Brief- und Geldkurs

Im Börsenalltag spielen Brief- und Geldkurs häufig eine wichtige Rolle. Generell möchten Wertpapierverkäufer immer den höchstmöglichen Preis erzielen, während Käufer möglichst günstig kaufen möchten. Hieraus ergeben sich Brief- und Geldkurs.

Der Briefkurs

Der Briefkurs ist der Kurs des Verkäufers. Dabei bestimmt der Inhaber einer Aktie deren Preis. Oft kommt auch der englische Begriff “bid” für “bieten” zu Anwendung.

Der Geldkurs

Beim Geldkurs handelt es sich um den Kurs des Käufers. Interessenten, welche Wertpapiere kaufen möchten, bieten Geld und haben so Einfluss auf die Preisbildung. Mitunter findet auch der englische Begriff “ask” für “nachfragen” Anwendung.

Briefkurs liegt immer über dem Geldkurs

Grundsätzlich sind Briefkurse immer höher als Geldkurse. So ist es bei einem funktionierenden Markt eigentlich ausgeschlossen, dass Verkäufer ihre Wertpapiere für weniger abgeben als Käufer zu zahlen bereit sind. Es wird allerdings auch ein so genannter “Mittelkurs” gebildet, also der Durchschnitt aus Geld- und Briefkurs. Die Differenz zwischen den beiden Kursen wird als “Spread” oder “Marge” bezeichnet.

Einflussfaktoren auf den Aktienkurs

Neben Angebot und Nachfrage haben noch weitere Faktoren Einfluss auf den Kurs einer Aktie. Dazu gehören unter anderem:

  • die Entwicklung der Volkswirtschaft
  • die aktuelle Situation in der jeweiligen Branche des Unternehmens
  • das allgemeine Niveau der Kurse an den Märkten
  • die aktuelle politische Lage im jeweiligen Land

Welche Bedeutung hat ein Aktienkurs?

Für Unternehmen sowie Investoren ist ein Aktienkurs und dessen Entwicklung von enormer Bedeutung.

Das Unternehmen erhält durch die Herausgabe von Aktien zusätzliches Kapital und wird damit unabhängiger von Fremdkapital (z. B. Darlehen, Kredite). Bei positiven Aktienkursen des Unternehmens können zusätzlich zum Grundkapital weitere Aktien verkauft werden, was das Eigenkapital steigen lässt.

Ein wichtiger Maßstab zur Orientierung sind die Aktienkursentwicklungen auch für Investoren. Zwar lässt sich die Entwicklung – wie bereits erwähnt – nicht vorhersagen, jedoch ist meist ein Trend erkennbar. Für Anleger kann dies eine Entscheidungshilfe für oder gegen den Kauf von bestimmten Aktien sein.

Kennzahlen lassen Aussagen zum Unternehmen zu

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht lassen sich viele Aussagen zu einem Unternehmen mit Hilfe von Aktienkursen treffen. Auch die Wertentwicklung einer Aktie kann so beurteilt werden. Zu den bekannten Kennzahlen gehören:

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) Das KGV ist ein der wichtigsten Kennzahlen, mit welcher ein Vergleich von Aktien-Investments möglich wird. Sie spiegelt das Verhältnis zwischen Gewinn und aktueller Börsenbewertung wider.
Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) Mit dem KUV wird die derzeitige Marktkapitalisierung eines Unternehmens im Verhältnis zum jährlichen Umsatz dargestellt.
Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV) Das KCV spielt immer öfter bei der Fundamentalanalyse eine Rolle. Die Kennzahl stellt eine Hilfe bei der Entwicklung der unternehmerischen Ertragskraft in der Zukunft dar.
Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) Das KBV hilft Anlegern bei der Erkennung, ob es sich um eine günstige oder teure Aktie handelt. Diese Kennzahl gibt den Wert einer Gesellschaft im Falle einer Liquidation an.

Zusammenfassung

  • Ein Aktienkurs ist für das Handeln von Wertpapieren an der Börse von entscheidender Bedeutung.
  • Aktienkurse stellen sowohl für Anleger als auch das Unternehmen selbst einen wichtigen Maßstab dar, wenn es um die Unternehmensbewertung geht.
  • Anleger sollten sich mit der Entwicklung von Aktienkursen auseinandersetzen, um erfolgreich mit Wertpapieren zu handeln.
  • Jeder Anleger sollte sich bewusst sein, dass Aktienkurse regelmäßigen Schwankungen unterliegen.
  • Die Festsetzung eines Aktienkurses erfolgt anhand der Kauf- und Verkaufswünsche durch einen unabhängigen, neutralen Börsenmakler.