Definition: Liquide Mittel

Unter den Begriffen »liquide Mittel« oder »flüssige Mittel« werden im Rahmen einer Buchhaltung und bei Erstellung der steuerlichen Gewinnermittlung alle finanziellen Mittel zusammengefasst, die dem Unternehmen für eine sofortige Begleichung von Verbindlichkeiten zur Verfügung stehen.

Laut dem Handelsgesetzbuch (HGB) zählen die folgenden Bestandteile zu den flüssigen Mitteln:

  • Kassenbestand
  • Bundesbankguthaben
  • Guthaben bei Kreditinstituten
  • Schecks

Die Bewertung der flüssigen Mittel

Die flüssigen Mittel werden auf der Aktivseite einer Bilanz ausgewiesen. Sie stellen ein Teil des Umlaufvermögens dar. Um nach buchhalterischen Grundsätzen bilanziert zu werden, müssen der Kassenbestand und das Guthaben auf dem Geschäftskonto bewertet werden. Die Bewertung flüssiger Mittel erfolgt mit dem Nennbetrag.

Die Rangfolge der flüssigen Mittel

Für die flüssigen Mittel gilt eine bestimmte Rangfolge, die den Grad der Liqudierbarkeit festlegt.

Liquide Mittel 1. Ordnung

Hierzu zählen das Geld in der Kasse und das Guthaben bei der Bank. Diese Gelder stehen dem Unternehmen unmittelbar zur Begleichung von Verbindlichkeiten zur Verfügung.

Liquide Mittel 2. Ordnung

Zu den flüssigen Mitteln der zweiten Ordnung gehören zusätzlich Schecks, Wechsel und Wertpapiere. Auch die in der Bilanz ausgewiesenen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen werden dieser Ordnung zugerechnet.

Liquide Mittel 3. Ordnung

Die Umwandlung der flüssigen Mittel dieser Ordnung ist vergleichsweise aufwendig. Es handelt sich um Waren, Rohstoffe, Hilfsstoffe oder Betriebsstoffe. Als liquide Finanzmittel können diese Posten erst bezeichnet werden, wenn die Waren oder die Produkte, die aus den Werkstoffen entstanden sind, verkauft wurden.

Die wirtschaftliche Bedeutung der flüssigen Mittel in einem Unternehmen

Liquide Mittel berechnen bedeutet, dass das Unternehmen seine Liquidität feststellt. Ist das Unternehmen liquide, kann es alle seine Zahlungsverpflichtungen termingerecht und in voller Höhe begleichen. Aus diesem Grund spielt die Liquidität für die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens eine tragende Rolle. Kann es seine Zahlungsverpflichtungen nicht mehr erfüllen, gerät das Unternehmen zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten. Sobald die Zahlungsunfähigkeit festgestellt wird, ist das Unternehmen insolvent.

Liquide Mittel und die drei Liquiditätsgrade

Wegen der großen Bedeutung der liquiden Mittel und der Liquidität gehört es zu den Führungsaufgaben des Unternehmens die Zahlungsfähigkeit immer im Blick zu haben. Für eine Kontrolle der Liquidität nutzt das Unternehmen die folgenden Liquiditätskennzahlen:

Liquidität 1. Grades

Formel zur Berechnung der Liquidität ersten Grades
Formel zur Berechnung der Liquidität 1. Grades

Dieser Liquiditätsgrad wird auch als Cash Ratio bezeichnet. Auf dieser Stufe der Liquidität gewinnt das Unternehmen schnell einen Überblick, welche flüssigen Mittel kurzfristig zur Verfügung stehen, um bevorstehenden Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Für einen realistischen Vergleich werden die kurzfristigen Verbindlichkeiten in Beziehung zu den flüssigen Mitteln der ersten Ordnung gesetzt. Zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten rechnen alle Schulden, die in den nächsten 12 Monaten fällig werden. Dies sind die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, Steuerrückstellungen und sonstige Rückstellungen, die innerhalb eines Jahres wieder aufgelöst werden müssen.

Die Liquidität 1. Grades wird mit der folgenden Formel ermittelt:

(Flüssige Mittel / kurzfristige Verbindlichkeiten) x 100

Beispiel

In der Bilanz für das Jahr 2019 hat das Unternehmen kurzfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 2.500 Euro ausgewiesen. Laut dem Kassenbestand ergab sich zum 31. Dezember 2019 ein Bargeldbestand von 450 Euro. Die Bank wies einen Saldo von 3.050 Euro aus.

Es ergibt sich folgende Liquidität 1. Grades:

(3.500 Euro / 2.500 Euro) x 100 = 140%

Liquidität 2. Grades

Formel zur Berechnung der Liquidität zweiten Grades
Formel zur Berechnung der Liquidität 2. Grades

Die Liquidität 2. Grades ist umfassender. In der Betriebswirtschaftslehre wird auch der Begriff Quick Ratio verwendet. Auf dieser Ebene der Liquiditätsberechnung werden zum Kassenbestand und zum Bargeld die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen hinzuaddiert. Die Summe der beiden Posten wird ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gesetzt. Für die Berechnung der Liquiditätskennzahl wird die folgende Formel angewendet:

(Flüssige Mittel + Forderungen LL) / (kurzfristige Verbindlichkeiten) x 100

Liquidität 3. Grades

Formel zur Berechnung der Liquidität dritten Grades
Bei der Liquidität 3. Grades (Current Ratio) werden neben den flüssigen Mitteln und den Forderungen die Vorräte des Unternehmens einbezogen. Die Summe wird in Beziehung zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gesetzt. Um die Liquidität 3. Grades zu ermitteln, ist die folgende Berechnung erforderlich:

(Flüssige Mittel + Forderungen LL + Vorräte) / (kurzfristige Verbindlichkeiten) x 100

Liegt das Ergebnis auch auf dieser Stufe über 100% ist gewährleistet, dass das Unternehmen kurzfristige Verbindlichkeiten mit den flüssigen Mitteln decken kann.

Liquide Mittel und die Kapitalflussrechnung

Die Darstellung der liquiden Mittel erfolgt in der Kapitalflussrechnung. Aus der Aufstellung sollen insbesondere die Herkunft der Mittel und die Verwendung der flüssigen Mittel hervorgehen. Die Kapitalflussrechnung (wird auch als Cashflow-Rechnung bezeichnet) wird aus dem Jahresüberschuss abgeleitet. Hierzu ist es erforderlich, dass der Jahresüberschuss um die nicht cashflow-relevanten Elemente bereinigt wird.

Wird die Bilanz nach HGB aufgestellt, gehört die Cashflow-Rechnung zu den freiwilligen Bestandteilen. Bei der internationalen Rechnungslegung nach IFRS oder US-GAAP ist sie ein Pflichtbestandteil des Jahresabschlusses.

Die Cashflow-Rechnung betrachtet alle Einzahlungen und Auszahlungen, die während einer Geschäftsperiode (in der Regel ist dies das Geschäftsjahr) getätigt werden. Untersucht werden soll die Wirkung der flüssigen Mittel auf den Geschäftserfolg des Unternehmens. Dem Analysten stehen hierfür zwei verschiedene Ermittlungswege zur Verfügung.

Die indirekte Methode

Ausgangspunkt der indirekten Methode ist der Jahresüberschuss. Dieser wird um die zahlungsunwirksamen Aufwendungen korrigiert. Zu den zahlungsunwirksamen Aufwendungen rechnen z.B. die Abschreibungen oder Einstellungen in die Rückstellungen. Alle zahlungsunwirksamen Erträge werden von dem Ergebnis des Jahresabschlusses abgezogen. Zahlungsunwirksame Erträge entstehen z.B. bei der Auflösung von Rückstellungen. Als Ergebnis zeigt sich der Cashflow der laufenden Geschäftstätigkeit.

Um den Cashflow der Investitionstätigkeit zu ermitteln, wird der Abgang von Wirtschaftsgütern aus dem Anlagevermögen berücksichtigt. Werden auf dieses Ergebnis Einzahlungen in das Grundkapital und Einzahlungen aus der Aufnahme von Krediten berücksichtigt, ermittelt sich der Finanzmittelbestand, der am Ende des Geschäftsjahres noch vorhanden ist.

Die direkte Methode

Die direkte Methode berücksichtigt nur die Einzahlungen von Kunden und die Auszahlungen an Lieferanten. Anschließend wird der Cashflow auf den Ebenen laufende Geschäftstätigkeit, Investitionstätigkeit und Finanzierungstätigkeit ermittelt. Das Ergebnis entspricht dem der indirekten Methode.

Zusammenfassung

  • Mit den liquiden Mitteln kann ein Unternehmen seine kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort begleichen. Zu den flüssigen Mitteln zählen insbesondere der Kassenbestand und das Guthaben auf dem Bankkonto.
  • Für den Bilanzausweis der flüssigen Mittel ist es erforderlich, dass sie bewertet werden. Die Bewertung erfolgt zum Nennbetrag.
  • Um die Liquidierbarkeit der flüssigen Mittel messen zu können, werden sie in drei Ordnungen eingeteilt.
  • Die flüssigen Mittel der ersten Ordnung umfassen das Bargeld und den Bestand auf dem Bankkonto.
  • Auf der nächsten Ebene werden die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen einbezogen.
  • Die oberste Stufe umfasst neben den flüssigen Mitteln und den Forderungen die Vorräte.
  • Die finanziellen Mittel dienen dazu, die Liquidität eines Unternehmens festzustellen. Die Liquidität hat für das Unternehmen eine große Bedeutung.
  • Bei guter Liquidität können alle Zahlungsverpflichtungen termingerecht und in voller Höhe beglichen werden.
  • Ist das Unternehmen zahlungsunfähig, droht die Insolvenz.
  • Für die Kontrolle der Liquidität stehen dem Unternehmen Liquiditätskennzahlen zur Verfügung.
  • Die Liquidität 1. Grades stellt die flüssigen Mittel ins Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten.
  • Bei der Liquidität 2. Grades werden die flüssigen Mittel und die Forderungen in Beziehung zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gesetzt.
  • Für die Liquidität 3. Grades werden zu den flüssigen und den Forderungen die Vorräte addiert. Die Summe wird in Relation zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten gesetzt.
  • Ein Ergebnis von 100% und mehr zeigt, dass das Unternehmen liquide ist. Alle Zahlungsverpflichtungen können termingerecht und in voller Höhe beglichen werden.
  • Die Kapitalflussrechnung gibt Auskunft über die Herkunft und die Verwendung der flüssigen Mittel.
  • Für die Darstellung können die indirekte Methode oder die direkte Methode verwendet werden.