Definition: Desinvestitionen

Desinvestitionen sind das Gegenteil von Investitionen. In verkürzter Form wird eine Desinvestition als Devestition bezeichnet. Desinvestitionen in der BWL bedeuten, dass das Unternehmen durch den Verkauf von Wirtschaftsgütern finanzielle Mittel freisetzt. Die Umwandlung von gebundenem Kapital in liquide Mittel soll zu einer soliden Solvenz beitragen. Eine bessere Zahlungsfähigkeit unterstützt die unternehmerischen Bemühungen, die Finanzierung mit fremden Mitteln in Grenzen zu halten. Gleichzeitig darf nicht übersehen werden, dass durch Devestitionen der Anteil des eigenen Betriebsvermögens abnimmt.

Welche Anlässe bieten sich für eine Desinvestition?

Desinvestitionen sind ein Bestandteil der Innenfinanzierung. Finanziert sich ein Unternehmen von außen, ist dies mit der Aufnahme eines Kredites oder einer Kapitalerhöhung durch Beteiligung neuer Gesellschafter und Investoren verbunden. Möchte das Unternehmen weder das eine noch das andere, bietet sich der Verkauf von Sachanlagegütern an. Die wirtschaftliche Situation des Unternehmens wird durch eine Devestition besonders dann gestärkt, wenn der Veräußerung von nicht mehr benötigten Wirtschaftsgütern oder Teilen des Unternehmens realisiert werden kann.

Steht ein Unternehmen vor der Auflösung, kann der Gesamtpreis gesteigert werden, indem einzelne Wirtschaftsgüter bereits im Vorfeld verkauft werden.

Eine besondere Form der Desinvestition ist das »Sale-and-lease-back-Verfahren«. Hierbei werden die Wirtschaftsgüter zunächst gekauft und dann von dem Unternehmen zurück geleast. Geht ein Unternehmen diesen Weg, steigert es seine Eigenkapitalquote und geht ein geringeres Risiko ein als bei der Aufnahme eines Bankkredites. Weil die monatlichen Leasingraten gewinnmindernde Betriebsausgaben darstellen, ergeben sich für das Unternehmen auch steuerliche Vorteile.

Die weiteren Anlässe für eine Desinvestition lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Das Unternehmen wird aus kartellrechtlichen Gründen zum Verkauf von Sachanlagegütern aufgefordert.
  • Ein Konzern trennt sich von einer Produktsparte, weil diese sich nachhaltig als unrentabel erwiesen hat.
  • Staatliche Sanktionen bilden die Grundlage für den Verkauf von Immobilien und anderen Posten des Anlagevermögens.

Merkmale einer Desinvestion

Eine Devestition kann nur greifen, wenn das Unternehmen über ein ausreichendes Betriebsvermögen verfügt. Für die innenfinanzierende Maßnahme stehen dem Unternehmer alle Wirtschaftsgüter zur Verfügung, die in dem Anlagevermögen seiner Bilanz ausgewiesen sind. Neben Immobilien, Maschinen und den Fahrzeugen des Fuhrparks, kann das Unternehmen auch Gegenstände verkaufen, die zur betrieblichen Geschäftsausstattung gehörten. Bei der Veräußerung einzelner Unternehmensteile muss darauf geachtet werden, dass die Wirtschaftsgüter keinen betrieblichen Zweck mehr erfüllen. Im besten Fall wurde die steuer- und handelsrechtliche Abschreibung für das betreffende Wirtschaftsgut bereits vollständig in Anspruch genommen.

Ist dies nicht der Fall, oder steht dem Unternehmen keine Anlagevermögen zum Verkauf zur Verfügung, kann eine Freisetzung von liquiden Mitteln z.B. durch den Verkauf von Beteiligungen, Anteilen oder Aktien erzielt werden. Kommt auch dies nicht in Betracht, bleibt dem Unternehmen zur Schaffung von Liquidität häufig nur der Weg über die Kreditaufnahme bei einer Bank.

Die Organisation von Desinvestitionen

Die Entscheidung zu einer Devestition kann für das Unternehmen von großer Tragweite sein. Eine gute Organisation der Devestition ist daher empfehlenswert. Dies bedeutet, dass die Ziele der Entscheidung zum Verkauf von Sachanlagegütern ebenso bekannt sein müssen wie die Bestimmung darüber, welche Wirtschaftsgüter unrentabel geworden sind und daher abgegeben werden können. In diesem Stadium der Planung sollte auch feststehen, für welche Investition das freigewordene Kapital genutzt wird.

Eine weitere Prüfung umschließt die Ermittlung des Wertes ein, der mit der Veräußerung erzielt werden soll. Desinvestitionen berechnen sich anhand des aktuellen Wertes des Vermögensgegenstandes. Wird die Devestition während des laufenden Jahres geplant, muss buchhalterisch noch die Abschreibung bis zum Zeitpunkt des Ausscheidens aus dem Betriebsvermögen berücksichtigt werden.

Ist der Wert gefunden, der mit der Veräußerung des Wirtschaftsgutes erzielt werden soll, gilt es im nächsten Schritt einen oder mehrere Käufer zu finden, die sich bereit erklären, den geforderten Preis zu zahlen. Hat das Unternehmen sich dazu entschieden, Teile aus dem Finanzvermögen zu veräußern, bilden Kreditinstitute die besten Ansprechpartner. Sobald der Verkauf abgeschlossen wurde, steht dem Unternehmen der erzielte Erlös für den zuvor bestimmten Zweck zur Verfügung.

Die Formen einer Devestition

Die Freisetzung von Kapital durch die Durchführung einer Devestition ist nicht nur im unternehmerischen Alltag von Großkonzernen eine Möglichkeit, um Liquidität zu schaffen. Desinvestitionen sind auch in kleinen mittelständischen Unternehmen (KMU) oder einem Einzelunternehmen denkbar. Dabei können zwei Formen unterschieden werden:

Der Verkauf von Sachanlagegütern muss nicht immer der Schaffung von liquiden Mitteln dienen. Verfolgt das Unternehmen mit diesem Schritt ethische Gründe, kann das Ansehen in der Gesellschaft gesteigert werden. Auch dies kann sich nachhaltig auf den Umsatz des Unternehmens auswirken.

Eine Devestition dient vorrangig politischen Zielen, wenn sie von einer Staatsführung durchgesetzt werden. Dies kann z.B. in der Weise erfolgen, dass einem Unternehmen auferlegt wird, die Produktion bestimmter Waren zu drosseln oder ganz darauf zu verzichten, weil die Herstellung gegen die Interessen des Landes verstößt. Ein Beispiel hierfür könnte die Aufforderung der Bundesregierung an alle Unternehmen in der Energiewirtschaft sein, zukünftig auf den Betrieb von Atomkraftwerken zu verzichten.

Die Ziele einer Devestition

Die Ziele von Devestitionen können wie folgt zusammengefasst werden:

  • Freisetzung von Kapital für die Schaffung von Liquidität, um notwendige Investitionen tätigen zu können.
  • Mit den Maßnahmen soll die Expansion eines Betriebes finanziert werden.
  • Die Devestition dient allein der Schuldentilgung.
  • Die Devestition ist eine vorbereitende Maßnahme zur Auflösung des Unternehmens.
  • Mit den freigewordenen Mitteln wird ein Unternehmen neu strukturiert.

Was spricht für Devestitionen?

Eine Devestition ist mit den folgenden Vorteilen verbunden:

  • Mit einer Desinvestition kann ein Unternehmen durch eigene Mittel finanziert werden.
  • Das Unternehmen muss keine Schuldverschreibung unterschreiben oder ein Darlehen aufnehmen.
  • Für die Finanzierung werden keine Zinsen erhoben.
  • Die Abwicklung einer Desinvestition verläuft ohne Komplikationen und Hürden.
  • Die Gelder fließen den Unternehmen aus den eigenen Mitteln zu.
  • Durch einen höheren Bestand an liquiden Mitteln (Kasse und Bank) zeigt die Bilanz ein besseres Bild.

Warum sollte ein Unternehmen auf eine Desinvestition verzichten?

Auf eine Desinvestition sollte ein Unternehmen verzichten, weil die Maßnahmen häufig mit diesen Nachteilen verbunden sind:

  • Alle betrieblichen Abläufe – ins besondere der Produktionsbereich – können durch Devestitionen negativ beeinflusst werden. Dies wirkt sich letztendlich auch auf die Umsätze aus.
  • Mit dem Verkauf verschwinden auch die Finanzreserven aus den Vermögensgegenständen.
  • Der Verkauf von Teilen des Betriebsvermögens wirkt sich auf die Unternehmenssubstanz und damit auch auf den Wert des Unternehmens aus.

Soweit kein Eingriff von staatlicher Seite erfolgt, obliegt dem Unternehmen die Entscheidung über eine Devestition selbst. Dabei spielt das Abwägen der positiven und negativen Aspekte eine wesentliche Rolle.

Desinvestitionen Beispiel

Die Autohaus GmbH hat sich auf die Produktion von drei Sparten spezialisiert. Neben Pkws und Nutzfahrzeugen werden auch Lkws verkauft. Bei einer Prüfung der Verkaufszahlen des letzten Jahres stellt der Unternehmensinhaber fest, dass der Verkauf von Lkws deutlich hinter den Erwartungen zurück liegt. Um die beiden anderen Produkte zu unterstützen, entschließt der Geschäftsführer sich, die Produktion einzustellen und die Sparte »Lkw« an einen reinen Lkw-Handel zu verkaufen. Die durch die Desinvestition freigesetzten Mittel sollen zur Erweiterung der anderen Produkte genutzt werden.

Zusammenfassung

  • Desinvestitionen sind das Gegenteil von Investitionen.
  • Betriebswirtschaftlich kennzeichnet sich eine Desinvestition dadurch, dass bei dem Verkauf von Sachanlagegütern liquide Mittel freigesetzt werden.
  • Ein Grund für eine Desinvestition lässt sich in der Vermeidung von Fremdkapital finden. Bedient das Unternehmen sich des »Sale-and-lease-back-Verfahrens« kann es zudem von steuerlichen Vorteilen profitieren.
  • Ein Unternehmen sollte eine Devestition nur in Erwägung ziehen, wenn es über ein ausreichend bestücktes Betriebsvermögen verfügt.
  • Bei der Ermittlung des Kaufpreises bietet der aktuelle Buchwert des Vermögensgegenstandes einen Anhaltspunkt. Wichtig ist, dass die unterjährige Abschreibung berücksichtigt wird.
  • Steht dem Unternehmen kein Sachanlagevermögen zur Verfügung, können die liquiden Mittel durch den Verkauf von Beteiligungen und Anteilen aufgestockt werden.
  • Von staatlicher Seite wird die Aufforderung zu einer Desinvestition genutzt, um die Interessen eines Landes durchzusetzen.
  • Ein Unternehmen setzt die Maßnahmen auch ein, um Schulden zu tilgen oder mit dem freigewordenen Kapital eine Expansion der Betriebes zu finanzieren.
  • Für Devestitionen spricht, dass das Unternehmen sich durch eigene Mittel finanziert und sich die Bilanzstruktur verbessert.
  • Nachteilig wirken sich die Maßnahmen aus, weil Produktionsprozesse beeinflusst werden und der Anteil des Betriebsvermögens insgesamt sinkt.