Staatsanleihen Definition

Staatsanleihen sind Schuldverschreibungen, die ein Staat ausgibt. In Deutschland wird für die Staatsanleihe auch das Synonym Bundesanleihe verwendet. Es handelt sich hierbei um Wertpapiere die fest verzinst sind. Der Bund und die einzelnen Bundesländer sammeln mit der Ausgabe von Bundesanleihe Gelder, um den eigenen Kapitalstock zu erhöhen. Staatsanleihen sind aber auch im Ausland nicht unbekannt.

Mit dem Geld, das die Kapitalanleger dem Staat durch den Kauf einer Bundesanleihe zur Verfügung stellen, finanziert dieser die staatlichen Aufgaben, die er wahrnehmen muss. Das Geld nutzt der Staat außerdem zur Tilgung von Altschulden.

Je nachdem, welchen Zweck die Anleihe für den Staat erfüllen soll und welchen Kapitalbedarf der Staat benötigt, gelten bei der Ausgabe einer Staatsanleihe unterschiedliche Laufzeiten.

Ein Staat entscheidet sich für die Ausgabe von Anleihen, wenn er die Kosten für die notwendigen Aufgaben nicht durch die Mittel abdeckt, die er aus den Steuereinnahmen generieren kann.

Für die Investition in eine Staatsanleihe zahlt der Staat dem Anleger Zinsen. Die Verzinsung ist jedoch nicht so einträglich, dass der Anleger seine Renditeerwartung zu hoch schrauben sollte.

Die Anleihebedingungen für eine Staatsanleihe

Um die Ausgabe einer Staatsanleihe zu ermöglichen, wendet der Staat sich an ein Bankenkonsortium. Zwischen diesen beiden Partnern werden die Anleihebedingungen ausgehandelt, die auch für den Investor gelten sollen. Maßgebend sind hierbei die internationalen Anleihebedingungen, die die International Capital Markets Association herausgegeben hat. Hiernach müssen insbesondere die folgenden Klauseln beachtet werden:

Pari-passu-Klausel

Die Pari-passu-Klausel sichert dem Anleger einer Bundesanleihe zu, dass seine Forderung gegenüber dem Staat absolut gleichrangig behandelt wird.

Negativerklärung

Mit der Negativerklärung wird die Voraussetzung der Pari-passu-Klausel untermauert. Dem Geldgeber steht das Recht auf die Besicherung seiner Forderung zu, wenn der Staat auch anderen Gläubigern eine Sicherung ihrer Leistungen zubilligt.

Cross-Default-Klausel

Die Cross-Default-Klausel gewährt dem Investor einer Staatsanleihe ein Sonderkündigungsrecht. Dies kann zur Anwendung kommen, wenn der Staat die Anleihe bedient, aber trotzdem mit seinen Zahlungsverpflichtungen gegenüber dem Gläubiger in Verzug gerät. Die Cross-Default-Klausel gilt für alle Gläubiger zu den gleichen Bedingungen.

Collective-Action-Clause

Die Collective-Action Clause, dass eine Änderung der vorhergehenden Anleihebedingungen nur mit Zustimmung der Mehrheit der Gläubiger erfolgen kann. Der Gläubiger ist in diesem Fall der Investor.

Wie werden Staatsanleihen gehandelt?

Bundesanleihen und die Anleihen anderer Staaten kann ein Investor zu jeder Zeit über eine Onlinebank kaufen und zum Verkauf anbieten. Sowohl für den Käufer als auch für den Verkäufer entstehen bei den Transaktionen Kosten. Da diese relativ hoch sind, werden in erster Linie Privatanleger vom Erwerb der Staatsanleihen abgeschreckt. Für Geldanleger und Investoren gestaltet sich der Kauf von Rentenfonds ertragreicher als der Kauf von deutschen oder internationalen Staatsanleihen.

Welches Risiko besteht?

Neben privaten Geldgebern treten insbesondere andere Staaten oder deren Zentralbanken als Käufer von Anleihen auf, die ein Staat herausgibt. Darüber hinaus findet man auf dem Markt für Staatsanleihen diverse Versicherungen, Hedgefonds oder Investmentfonds.

Unabhängig davon, wer der Käufer einer Bundesanleihe ist, bleibt jedes Risiko gleich. Im schlimmsten Fall könnte die Staatsbank, bei der die Wertpapiere erworben wurden, bankrott anmelden. Realisiert wird dies häufig durch einen Schuldenerlass, der teilweise oder sogar vollständig sein kann.

Zur Einschätzung des Risikos, das ein Anleger trägt, wenn er deutsche oder internationale Staatsanleihen erwirbt, betreiben viele Ratingagenturen eine Bonitätsprüfung bei den Ländern, die Staatsanleihen ausgeben. Staaten, die von einer Ratingagentur in eine hohe Bonitätsklasse eingestuft werden, verfügen über eine hohe Bonität. Die ausgegebenen Wertpapiere können ohne großes Risiko von dem Anleger erworben werden. Anders verhält es sich bei den Staaten, die einer niedrigen Bonitätsklasse zugeordnet werden. Hier rät die Ratingagentur von einem Erwerb der Staatsanleihe ab, wenn der Anleger kein Risiko eingehen möchte.

Welche volkswirtschaftliche Bedeutung hat eine Staatsanleihe?

Die Ausgabe von Staatsanleihen hat für das jeweilige Land eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung. Kann das Land die vielfältigen Staatsaufgaben (z.B. der Bau von Bundesstraßen, der Bau und die Unterhaltung von Schulen, die Förderung sozialer Projekte) nicht mehr allein durch die Steuereinnahmen finanzieren, muss es seinen Kapitalbestand aufstocken. Der Staat ist in diesem Fall mit einem Unternehmen vergleichbar, das sein Fremdkapital erhöht.

Beispiel: Die Ausgabe einer Staatsanleihe

Um den eigenen Kapitalbestand zu erhöhen, gibt eine Aktiengesellschaft Aktien an die Aktionäre aus. Das zur Verfügung gestellte Kapital nutzt die AG für Investitionen und zur Begleichung anderer Verbindlichkeiten.

Nicht anders macht es ein Land, das Staatsanleihen ausgibt. Durch den Erwerb einer Staatsanleihe stellt der Investor dem Land Kapital zur Verfügung, das es für diverse Projekte und Aufgaben verwenden kann.

Staatsanleihen im internationalen Vergleich

Für eine bessere Übersicht der Staatsanleihen im internationalen Vergleich werden die öffentlichen Anleihen der folgenden Länder gegenübergestellt:

  • Deutschland
  • Österreich
  • Schweiz
  • USA
  • Großbritannien

Staatsanleihen in Deutschland

Staatsanleihen, die von der Bundesregierung ausgegeben werden, können wie folgt unterschieden werden: Bundeswertpapiere, Bundesanleihen, Bundesobligationen und Bundesschatzbriefe. Für jede Staatsanleihe gelten andere Kriterien.

Bundesschatzbriefe werden nach Typ A und Typ B unterschieden. Für beide Anlageformen gelten unterschiedliche Zinskonditionen. Der Vorteil für den Anleger besteht in der Garantieverzinsung. Außerdem steigen die Zinsen jährlich an. Bei den Bundesobligationen handelt es sich ebenfalls um verzinsliche Wertpapiere. Sie unterscheiden sich von den Bundesschatzbriefen dadurch, dass der Staat jährlich einen Nominalzins zahlt. Im Gegensatz zu einer Bundesanleihe sind Bundesobligationen auf fünf Jahre festgelegt.

Staatsanleihen in Österreich

Wer vom österreichischen Staat Staatsanleihen kauft, erhält österreichische Bundesanleihen. Insgesamt gibt der Markt ein Volumen pro Emission her, das bei sechs Milliarden Euro liegt.

Staatsanleihen in der Schweiz

Die Schweizer bezeichnen die Staatanleihen, die sie ausgeben, als “Schweiz-Anleihen”. Auch deren Marktvolumen bewegt sich im Milliardenbereich.

Staatsanleihen in den USA

US-Staatsanleihen werden in verschiedene Unterkategorien eingeteilt. Als “T-Bills” gelten z.B. die kurzfristigen amerikanischen Staatsanleihen. Ihre Laufzeit beträgt weniger als ein Jahr. “T-Notes” haben dagegen eine Laufzeit von bis zu zehn Jahren. Amerikanische Staatsanleihen mit der längsten Laufzeit sind die “T-Bonds”. Diese binden den Anleger für zehn bis dreißig Jahre an das erworbene Wertpapier.

Staatsanleihen in Großbritannien

Britische Staatsanleihen werden als “Gifts” bezeichnet. Auch hier werden die Wertpapiere ausgegeben, um den Staatshaushalt im Gleichgewicht zu halten. Für die Briten ist besonders eine Unterteilung relevant:

Die “Short Gifts” werden für eine Laufzeit festgelegt, die unter 5 Jahren liegt.

Die “Medium Gifts” haben eine Laufzeit, die zwischen 5 und 15 Jahren beträgt.

Investoren, die eine längere Laufzeit in Erwägung ziehen, kaufen di “Long Gifts”. Die Laufzeit für diese Staatsanleihen liegt bei über 15 Jahren.

Staatsanleihen – Vorteile und Nachteile

Staatsanleihen bieten dem Anleger einen nicht zu verachtenden Vorteil. Gegenüber einem Aktiendepot oder anderen spekulativen Wertpapieren sind sie für den Investor absolut risikolos.

Mit Staatsanleihen in seinem Portfolio kann ein Anleger das Risiko eines Totalverlusts minimieren.

Hält der Anleger diverse Staatsanleihen in seinem Portfolio, kann er von der Diversifikation der Anlagenklassen profitieren. Im Gegensatz zu Aktien können die Anleihen schnell zu Geld gemacht werden, um damit laufende Verbindlichkeiten abzudecken.

Der Nachteil der Staatsanleihen besteht darin, dass sie dem Anleger keine große Rendite bringen. Investiert ein Geldgeber in andere Anlageformen, kann er deutlich höhere Zinseinnahmen erwarten.

Welche Alternativen kann ein Anleger wählen?

Alternativen zu Staatsanleihen bestehen in der Eröffnung eines Tagesgeldkontos oder eines Festgeldkontos.

Als Inhaber eines Tagesgeldkontos kann der Investor sein Guthaben jeden Tag auf dieses Konto überweisen. Die Bank verzinst das Guthaben, wodurch höhere Erträge entstehen. Wie bei der Staatsanleihe wird dem Investor eine sichere Kapitalanlage geboten. Er profitiert aber hier dadurch, dass er eine höhere Rendite erwarten kann. Ein Tagesgeldkonto kann von privaten Verbrauchern und Unternehmern eröffnet werden. Die Transaktionen der Bank erfolgen von dem Girokonto des Kunden auf das Tagesgeldkonto. Der Kontoinhaber kann den Vorteil für sich verbuchen, dass die Zinsen für das Tagesgeldkonto über den Zinsen für das Girokonto liegen. Das Geld ist täglich verfügbar. Um etwaige Kündigungsfristen braucht der Inhaber sich ebenso wenig Gedanken zu machen wie über andere Beschränkungen. Die Bank ist dazu verpflichtet, das Geld binnen 24 Stunden an den Kunden auszuzahlen.

Die Anlage auf einem Festgeldkonto bietet ebenfalls eine geeignete Alternative zur Bundesanleihe. Der Unterschied zum Tagesgeldkonto besteht darin, dass das Geld für einen bestimmten Zeitraum angelegt wird. Für die Anleger bedeutet dies, dass er nicht täglich über das auf dem Konto angelegte Geld verfügen kann. Die Auszahlung des Geldes erfolgt erst, wenn die Vertragslaufzeit abgelaufen ist. Vorteilhaft ist diese Anlageform schon allein deshalb, weil sie dem Anleger höhere Zinsen bringt.

Beispiel: Festgeldkonto als Anlageform

Ein Investor möchte einen höheren Geldbetrag investieren. Zur Auswahl stehen die Anlage in ein Aktiendepot, in Staatsanleihen, der Eröffnung eines Tagesgeldkontos oder der Anlage auf einem Festgeldkonto. Der Anleger muss nicht zwingend täglich über den Geldbetrag verfügen. Er ist aber auf eine sichere Anlage bedacht und möchte auch einen rentablen Gewinn erzielen.

Der Bankberater rät ihm zur Eröffnung eines Festgeldkontos

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Zusammenfassung

  • Staatsanleihen sind Wertpapiere des Bundes. Deshalb werden sie auch als Bundesanleihen bezeichnet.
  • Staatsanleihen gelten als eine sichere Anlageform. Nachteilig ist, dass sie dem Anleger eine kaum erwähnenswerte Rendite bringen.
  • Für einen Staat bringt die Ausgabe der Anleihen insbesondere den Vorteil, den eigenen Kapitalstock zu erhöhen. Dies ist notwendig, wenn für die Durchführung wichtiger Aufgaben nicht mehr genügend Geld aus den Steuereinnahmen zur Verfügung steht.
  • Als Ausgleich für den Anleger wird die Anlage verzinst. Hierdurch werden seine Renditeerwartungen aber kaum erfüllt.
  • Für die Ausgabe müssen bestimmte Anleihekriterien erfüllt werden. Diese betreffen z.B. ein Sonderkündigungsrecht, wenn der Staat seine Zahlungsverpflichtung nicht mehr erfüllt.
  • Für die Transaktion von Staatsanleihen fallen hohe Kosten an. Privatanleger können es sich daher kaum leisten, diese Papiere zu erwerben.
  • Auch für einen Investor besteht jederzeit das Risiko, dass der Staat bankrottgehen könnte.
  • Zur Risikoeinschätzung stufen Ratingagentur die Bonität der einzelnen Staaten ein.
  • Aus volkswirtschaftlicher Sicht bedeutet eine Staatsanleihe zusätzliches Kapital für das jeweilige Land. Das Geld steht für die Erledigung wichtiger Aufgabe zur Verfügung.
  • Als Alternativen zu Staatsanleihen bieten sich für einen Geldanleger die Eröffnung eines Tagesgeldkontos oder eines Festgeldkontos an.
  • Der Unterschied der beiden Alternativen besteht darin, dass das Geld auf einem Tagesgeldkonto dem Inhaber täglich zur Verfügung steht. Dies ist bei der Anlage auf einem Festgeldkonto nicht möglich.