Definition: Schuldverschreibung

Die Schuldverschreibung ist ein Wertpapier, bei dem ein Anleger einem Schuldner Geld leiht und dafür mit einer Zinszahlung belohnt wird. Die rechtliche Grundlage bildet § 793 BGB.

Eine Schuldverschreibung kaufen bedeutet für den Anleger, dass er dem Emittenten einen längerfristigen Kredit einräumt. Weil der Schuldner sich zur Rückzahlung verpflichten muss, wird die Schuldverschreibung auch als Obligation bezeichnet.

Anders als z.B. bei einem Aktienkauf wird der Erwerber einer Obligation aber kein Anteilseigner, sondern hat den Status eines Gläubigers inne. Ein weiteres Kennzeichen der Schuldverschreibung ist, dass der geschuldete Betrag während der Laufzeit verzinst wird.

Obligationen können eine Laufzeit von über dreißig Jahren haben. Dabei können die vertraglichen Bedingungen aber so gestaltet werden, dass die Anlage sowohl von dem Geldgeber als auch von dem Kreditnehmer vorzeitig gekündigt werden kann.

Der Kreditnehmer kann sich mithilfe der Obligation schnell Geld beschaffen. Der Gang zur Sparkasse oder zu einer Bank wird für ihn obsolet. Der Gläubiger profitiert, weil er eine verzinsliche Geldanlage erhält.

Schuldverschreibungen werden in den unterschiedlichsten Weisen angeboten. Sparkassen oder Banken geben Pfandbriefe und Bankschuldverschreibungen aus. Industrieunternehmen finanzieren sich durch die Ausgabe von Industrieobligationen.

Schuldverschreibung Beispiel

Eine Aktiengesellschaft, die an der Börse notiert ist, gibt zum 01. Januar 2020 10.000 Teilschuldverschreibungen zu einem Preis von je 1.000 EUR heraus. Die Verzinsung der Wertpapiere wird nach den Anleihebedingungen festgelegt. Sie beträgt 5% pro Jahr. Für die Rückzahlung ist eine vierjährige Laufzeit bis zum 31. Dezember 2023 vorgesehen.

Für die Teilschuldverschreibungen bildet die AG unter dem Bilanzposten »Anleihen« (§ 266 Absatz 3 HGB) eine Verbindlichkeit in die Bilanz ein. Die jährlichen Zinsen von 5% werden zum 31. Dezember eines jeden Jahres fällig. Buchhalterisch stellen sie einen Zinsaufwand dar, der in der Gewinn- und Verlustrechnung der AG mit seinem Nominalwert erfasst wird.

Die Inhaberschuldverschreibung als Geldanlage

Inhaberschuldverschreibungen werden von Banken und Unternehmen ausgegeben. Daneben treten auch Staaten als Besitzer einer Inhaberschuldverschreibung auf. Als Voraussetzung gilt, dass die Papiere an einer Wertpapierbörse gehandelt werden können. Dabei können die folgenden Arten von Inhaberschuldverschreibungen unterschieden werden:

Bundesanleihen werden von Staaten ausgegeben. Diese können sich damit langfristiges Kapital beschaffen. Kennzeichnend für eine Bundesanleihe ist die stabile Verzinsung der Inhaberschuldverschreibung.

Geben die Anleger Wandelanleihen aus, bietet sich ihnen kurzfristig die Alternative, diese in andere Wertpapiere – z.B. Aktien – zu tauschen.

Pfandbriefe werden als Schiffshypotheken oder Flugzeugpfandbriefe ausgegeben.

Über die Ausgabe von Zertifikaten stellen Banken und Sparkassen ihre Finanzierung sicher. In diesem Fall werden die Wertpapiere nicht verzinst. Der Gläubiger wird an steigenden Aktienkursen beteiligt. Er muss aber auch in Kauf nehmen, dass er durch einen Absturz der Aktienkurse einen Verlust erzielt.

Eine Inhaberschuldverschreibung weist grundsätzlich die folgenden Kriterien auf:

  • Angaben zum Emittenten (der Besitzer der Inhaberschuldverschreibung wird nicht genannt)
  • Höhe der Verzinsung
  • Laufzeit und Tilgungsmodalitäten
  • Angaben zur Besicherung und zur Mindesteinlage

Wie wird eine Schuldverschreibung gebucht?

Die Bilanzierung des Wertpapiers ist davon abhängig, ob das Wertpapier ausgegeben oder gekauft wurde.

Bei der Ausgabe durch das Kreditinstitut stellt das Wertpapier eine Verbindlichkeit gegenüber den Investoren dar. Verbindlichkeiten werden auf der Passivseite einer Bilanz ausgewiesen, weil die Passiva Auskunft über die Herkunft der Mittel geben. Das Wertpapier ist höchstens mit den Anschaffungskosten anzusetzen. Wertzuschreibungen dürfen bei dem Bilanzansatz nicht über die Anschaffungskosten hinausgehen. Stellt das Kreditinstitut aber fest, dass das Wertpapier am Bilanzstichtag durch einen Kurseinbruch an Wert verloren hat, so ist nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches zwingend der niedrigere Börsenwert zu passivieren (strenges Niederstwertprinzip). Ist die Wertminderung nur von kurzer Dauer, weil sich der Aktienkurs noch vor dem Bilanzstichtag erholt, kann der Wert wieder zugeschrieben werden. Dabei ist aber zu beachten, dass keine Zuschreibung über die Anschaffungskosten erfolgt.

Beispiel Buchung Schuldverschreibung

Die Bank gibt am 12. August des Geschäftsjahres eine Inhaberschuldverschreibung mit einem Wert von 120.000 EUR aus. Am Bilanzstichtag hat das Wertpapier nur noch einen Wert von 85.000 EUR.

Der niedrigerer Wert ist am Bilanzstichtag maßgeblich. Die Buchungen müssen wie folgt vorgenommen werden.

Bei der Ausgabe am 12. August:

Bank 120.000 EUR an Verbindlichkeit 120.000 EUR

Aufgrund des Kurseinbruchs ist eine Wertminderung eingetreten. Der Ansatz darf höchstens noch mit dem niedrigeren Wert vorgenommen werden. Die Bank muss die folgende Buchung vornehmen:

Verbindlichkeit 35.000 EUR an außerordentlicher betrieblicher Ertrag 35.000 EUR

Die Buchung führt dazu, dass die Inhaberschuldverschreibung nur noch einen Wert von 85.000 EUR hat. Erholt sich der Wert wieder, wird mit der folgenden Buchung die Zuschreibung vorgenommen:

außerordentlicher betrieblicher Aufwand 35.000 EUR an Verbindlichkeit 35.000 EUR

Kauft das Geldinstitut eine Inhaberschuldverschreibung, tritt sie als Gläubiger auf. Gegenüber den Emittenten hat die Bank eine Forderung, die in der Bilanz aktiviert werden muss. Der entsprechende Buchungssatz lautet in diesem Fall:

Forderung 120.000 EUR an Bank 120.000 EUR

Diese Forderung darf erst wieder ausgebucht werden, wenn der Emittent seine Schuld bezahlt hat. Sie bleibt während der Laufzeit der Rückzahlung bestehen. Die Begleichung der Schuld kann auch durch Ratenzahlungen erfolgen. Werden z.B. jährlich 20.000 EUR zurückgezahlt, muss die Bank die folgende Buchung vornehmen:

Bank 20.000 EUR an Forderung 20.000 EUR

Wurde die letzte Rate geleistet, hat die Forderung einen Wert von 0,00 EUR.

Kann eine Schuldverschreibung übertragen werden?

Der Besitzer einer Inhaberschuldverschreibung wird in der Urkunde nicht genannt. Dies macht eine problemlose Übertragung des Wertpapiers möglich. Die Übertragung der Inhaberschuldverschreibung ist durch ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2013 bestätigt worden. Die Übertragung erfolgt durch Einigung und Übergabe des Wertpapiers. Für den Emittenten ist die Übertragung nur insoweit von Belang, dass der neue Inhaber an die Stelle des bisherigen Gläubigers tritt. Hinsichtlich der Laufzeit und der Vereinbarung einer Zinszahlung werden durch die Übertragung keine Änderungen vorgenommen.

Unterschied Schuldscheindarlehen und Schuldverschreibung

Beim Schuldscheindarlehen schließen der Kreditnehmer und der Gläubiger einen Kreditvertrag ab. Der Gläubiger bleibt der Eigentümer des Schuldscheins. Für den Schuldner ist dies eine andere Art der Fremdfinanzierung.

Wird zwischen zwei Parteien eine Schuldverschreibung vereinbart, verpflichtet sich der Schuldner eine bestimmte Geldsumme zu einem bestimmten Zinssatz an den anderen Teil zu zahlen. Bei der Inhaberschuldverschreibung handelt es sich um ein Wertpapier für eine bestimmte Forderung.

Schuldverschreibung Anleihe Unterschied

Zwischen einer Inhaberschuldverschreibung und einer Anleihe gibt es keinen Unterschied. Ebenso wie Obligation, Bond oder Loan ist die Anleihe ein anderer Begriff für die Inhaberschuldverschreibung.

Anleihen können wie folgt unterschieden werden:

Bei Standardanleihen sind die Laufzeit der Rückzahlung und die Verzinsung festgelegt.

Nullkuponanleihen müssen bei ihrer Fälligkeit sofort und in voller Höhe zurückgezahlt werden.

Tilgungsanleihen werden im Gegensatz zu Nullkuponanleihen bei Laufzeitende nicht in voller Höhe zurückgezahlt. Die Rückzahlung erfolgt hier in einem festgelegten Zeitraum und auf mehrere Raten verteilt.

Bei Annuitätenanleihen werden Zinsanteil und Tilgungsanteil bis zum Ende der Laufzeit bezahlt.

Zusammenfassung

  • Die Schuldverschreibung ist ein Wertpapier. Wegen des verpflichtenden Charakters wird sie auch als Obligation bezeichnet. Rechtlich abgesichert ist das Papier durch § 793 BGB.
  • Der Emittent profitiert davon, dass er sich ohne Kreditverhandlungen Liquidität beschaffen kann. So ist es ihm möglich, kurzfristig erforderliche Investitionen in seinem Unternehmen durchzuführen. Der Geldgeber hat mit dem Wertpapier eine langfristige Geldanlage.
  • Interessant für Anleger sind insbesondere die Inhaberschuldverschreibungen. Sie werden als Bundesanleihen oder als Pfandbriefe ausgegeben. Ist der Anleger Inhaber einer Wandelanleihe, hat er die Möglichkeit, diese in Aktien oder andere Wertpapiere zu tauschen.
  • Für die Bilanzierung einer Schuldverschreibung ist die jeweilige Sichtweise entscheidend.
  • Gibt ein Kreditinstitut das Wertpapier aus, muss auf der Passivseite der Bilanz eine Verbindlichkeit ausgewiesen werden. Der Ansatz erfolgt höchstens mit den Anschaffungskosten. Sinkt der Wert, muss handelsrechtlich das strenge Niederstwertprinzip beachtet werden.
  • Das strenge Niederstwertprinzip besagt, dass ein niedrigerer Börsenwert am Bilanzstichtag anzusetzen ist. Erholt sich der Wert wieder, darf bis zur Höhe der Anschaffungskosten zugeschrieben werden.
  • Kauft die Bank eine Inhaberschuldverschreibung, tritt sie als Gläubiger auf. In diesem Fall muss auf der Aktivseite der Bilanz eine Forderung aktiviert werden.
  • Da eine Inhaberschuldverschreibung ohne Auskunft über den Gläubiger vereinbart werden kann, ist es ohne Probleme möglich, die Forderung auf einen anderen Gläubiger zu übertragen.
  • Der Unterschied zum Schuldscheindarlehen liegt darin, dass es sich nicht um einen Kreditvertrag, sondern um ein Wertpapier für eine Forderung handelt.