Definition: Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote (EK-Quote) ist eine Kennzahl der Betriebswirtschaft und beschreibt, wie hoch das Eigenkapital eines Unternehmens im Verhältnis zum Gesamtkapital ist. Die Eigenkapitalquote ist eine Prozentzahl. Als eine der wichtigsten Kennzahlen für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens genießt diese Kennzahl hohes Ansehen und eine große Bedeutung für das Unternehmen.

Bedeutung der Eigenkapitalquote

Neben Banken haben auch Gesellschafter, Investoren und Rating-Agenturen einen Blick auf die Eigenkapitalquote von Unternehmen. Sie dient der Beurteilung der unternehmerischen Lage und lässt Rückschlüsse auf die Kapitalstruktur eines Unternehmens zu. Unternehmen, die über eine hohe EK-Quote, und damit über einen hohen Anteil Eigenkapital am Gesamtkapital verfügen, haben bessere Chancen vorübergehend wirtschaftliche Schwierigkeiten zu verkraften, als Unternehmen mit einem geringen Eigenkapital und damit einer hohen Fremdkapitalquote.

Gute oder schlechte Eigenkapitalquote?

Ab wann eine EK-Quote gut oder schlecht ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Es ist vielmehr abhängig von der Branche, in der das Unternehmen tätig ist. Generell gilt, dass Branchen, in denen eine hohe Anlagenintensität herrscht eher eine hohe EK-Quote haben sollten. Branchen, in denen kaum Anlagen und Maschinen benötigt werden, können auch mit einem geringen Anteil an Eigenkapital erfolgreich sein.

Generell gilt, dass ein Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital von mehr als 20 Prozent positiv ist, ab 30 Prozent gilt eine Eigenkapitalausstattung als gut. Unter 20 Prozent sollte sie jedoch nicht liegen. Auch eine negative Eigenkapitalquote ist möglich, deutet allerdings auf eine akute Überschuldung und eine bevorstehende Insolvenz hin. Liegt der Anteil des Eigenkapitals zwischen 20 Prozent und 30 Prozent sollte zumindest eine Tendenz in Richtung der 30-Prozent-Marke vorliegen.

Frühere Meinungen gingen davon aus, dass nur ein Anteil von mehr als 50 Prozent für ein gesundes Unternehmen spricht. Dieser Wert ist inzwischen deutlich zu hoch. Investoren, die gemäß der Value-Anlagestrategie (also auf der Suche nach günstigen Aktien sind) Geld anlegen, lassen einen Anteil des Eigenkapitals von 30 Prozent durchaus zu.

Durchschnittliche Eigenkapitalquote

Die durchschnittliche EK-Quote deutscher Unternehmen liegt mittlerweile bei 20 Prozent bis 25 Prozent. Diese Entwicklung begründet sich zum einen darin, dass in Deutschland traditionelle Kreditfinanzierungen über Sparassen, Volksbanken und andere Banken äußerst beliebt sind. In anderen Ländern gibt es einen deutlich stärker ausgeprägten Handel mit Aktien, welcher sich in den Bilanzen der Unternehmen als Eigenkapital widerfindet. Ebenso hat die Rechtsform des Unternehmens Auswirkungen auf den Anteil des Eigenkapitals. Viele Unternehmen sind Einzelunternehmen, offene Handelsgesellschaften oder Kommanditgesellschaften. Solche Rechtsformen benötigen kein Mindestkapital. Die Eigentümer solcher Unternehmen haften mit ihrem Privatvermögen, dass logischerweise nicht in der Bilanz des Unternehmens ausgewiesen wird, aber „im Hintergrund“ zur Absicherung vorhanden ist.

Woraus besteht das Eigenkapital?

Zum Eigenkapital einer Kapitalgesellschaft zählen das gezeichnete Kapital, Kapital- und Gewinnrücklagen sowie Verlust- und Gewinnvorträge und Jahresüberschüsse oder Jahresfehlbeträge. Als Gesamtkapital wird die Bilanzsumme herangezogen. Eigenkapital und Fremdkapital ergeben immer das Gesamtkapital.

Das Eigenkapital ist als wichtiger Teil der Haftungsmasse von Unternehmen außerordentlich wichtig. Ein hohes Eigenkapital lässt das Verlustrisiko von Gläubigern geringer werden. Im Falle einer Insolvenz eines Unternehmens mit einer hohen Eigenkapitalquote sind die Forderungen der Gläubiger zu einem hohen Anteil durch das Eigenkapital gesichert. Durch dieses geringere Risiko sind Gläubiger, Investoren und Banken eher bereit in ein solches Unternehmen zu investieren, als in ein Unternehmen mit einer niedrigen EK-Quote.

Abgrenzung Eigenkapital / Fremdkapital

Die Abgrenzung, ob Kapital zum Eigenkapital oder zum Fremdkapital gehört, ist nicht immer so einfach wie oben dargestellt. Die Definition von Eigenkapital besagt, dass das Eigenkapital das Kapitel ist, welches dem Unternehmen von seinen Gesellschaftern zur Verfügung gestellt wurde. Es dient damit der Finanzierung des Unternehmens. Das Eigenkapital ist der Teil des Vermögens des Unternehmens, der nach Abzug der Verbindlichkeiten und Schulden über bleibt. Eigenkapital ist dem Unternehmen von seinen Gesellschaftern auf unbefristete Zeit überlassen und kann nicht vorzeitig abgezogen werden.

Fremdkapital hingegen ist das Kapital, dass einem Unternehmen von Außenstehenden für die Finanzierung des Geschäftsbetriebes bereitgestellt wurde. Das Fremdkapital muss zurückgezahlt werden und wird meist mit einem Zinssatz verzinst. Im Gegensatz zum Eigenkapital ist das Fremdkapital nur für eine gewisse Dauer für das Unternehmen bereitgestellt. Zum Fremdkapital zählen zum Beispiel Verbindlichkeiten, Kredite und Rückstellungen. Es kann zwischen kurzfristigem, mittelfristigem und langfristigem Fremdkapital unterschieden werden.

Das Fremdkapital ist das Äquivalent zum Eigenkapital und die Fremdkapitalquote das Gegenstück zur Eigenkapitalquote. Eine Faustformel besagt, dass die Fremdkapitalquote 68 Prozent sollte, wie bei dem Anteil des Eigenkapitals ist auch der Anteil des Fremdkapitals stark branchenabhängig. Die Fremdkapitalquote kann unterteilt werden in Kapital mit kurzfristiger, mittelfristiger und langfristiger Fälligkeit.

Formel für die Eigenkapitalquote

Formel zur Berechnung der Eigenkapitalquote
Formel zur Berechnung der Eigenkapitalquote

Die Eigenkapitalquote berechnen können Anleger mit folgender Eigenkapitalquote Formel: EK-Quote = Eigenkapital / Gesamtkapital * 100.

Beispiel

Ein Unternehmen mit einem Eigenkapital von 7 Millionen Euro bei einer Bilanzsumme (Gesamtkapital) von 15 Millionen Euro besitzt demnach eine Eigenkapitalquote von 46,67 Prozent. Da Eigenkapital und Fremdkapital immer das Gesamtkapital darstellen, liegt die Fremdkapitalquote in diesem Fall bei 53,33 Prozent.

Vorteile einer hohen Quote

Ein hoher Anteil an Eigenkapital bietet dem Unternehmen einige Vorteile. Unter anderem besitzt ein Unternehmen mit einer hohen Quote des Eigenkapitals eine hohe Kreditwürdigkeit. Diese Kreditwürdigkeit führt zu einer geringeren Zinsbelastung bei einer Aufnahme eines Darlehens. Das geringe Ausfallrisiko belohnen die Gläubiger mit einem geringen Zinsaufschlag. Zusätzlich können Unternehmen mit einer hohen EK-Quote Krisenzeiten besser überstehen und das hohe Eigenkapital sorgt für eine gewisse Unabhängigkeit des Unternehmens gegenüber Fremdkapitalgebern.

Als alleinige Kennzahl wenig aussagekräftig

Zu beachten ist jedoch, dass die EK-Quote alleine für sich betrachtet keine Aussage über die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens zulässt. Sie ist vielmehr ein Indikator von vielen für eine hohe Kreditwürdigkeit. Für eine Kreditwürdigkeit spielt immer auf die ganzheitliche wirtschaftliche Lage des Unternehmens eine Rolle. Selbst ein Unternehmen mit einer sehr hohen Eigenkapitalquote wird keine Darlehen mehr erhalten, wenn es absolut keine Zukunftsaussichten mehr verspricht. Andersherum erhalten Start-Up-Unternehmen mit einer sehr geringen Eigenkapitalquote Darlehen, wenn ihr Geschäftsmodell zukünftig Gewinne verspricht.

Vorteil einer niedrigen Quote

Der Vorteil einer niedrigen EK-Quote ist eine hohe Eigenkapitalrentabilität. Die Eigenkapitalrentabilität sagt aus, dass ein Unternehmen wirtschaftlich arbeitet. Ein hoher Anteil an Eigenkapital sorgt für eine sinkende Eigenkapitalrentabilität. Mit Hilfe des Leverage Effekts lässt sich die Eigenkapitalrentabilität erhöhen, indem Fremdkapital aufgenommen wird, dessen Verzinsung unter dem internen Zinsfuß liegt. Der Leverage Effekt beschreibt somit eine Hebelwirkung vom Fremdkapital auf die Eigenkapitalrentabilität. Eine unendliche Anhebung der Eigenkapitalrentabilität mit Hilfe des Leverage Effekts ist jedoch nicht möglich. Zusätzlich gilt es zu beachten, dass eine steigende Verschuldung des Unternehmens zu höheren Zinsen führt. Ab einem bestimmten Zeitpunkt der Verschuldung wird keine Bank mehr eine weitere Darlehensaufnahme akzeptieren. Weiterhin müssen auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten die Zinsen für die aufgenommenen Darlehen erwirtschaftet werden.

Für den risikofreudigen Anleger bietet ein Unternehmen mit einem niedrigen Eigenkapitalanteil noch einen weiteren Vorteil. Durch die schlechtere Bonität solcher Unternehmen können Investoren höhere Renditen für Ihr Investment erwarten, als in Unternehmen mit einer ausgezeichneten Bonität.

Erhöhung der Eigenkapitalquote

Eine Erhöhung des Anteils an Eigenkapital ist durch diverse verschiedene Maßnahmen möglich. Es wird unterschieden in Maßnahmen, die auf der Aktiv- oder der Passiv-Seite der Bilanz geschehen. Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils an Eigenkapital auf der Aktiva der Bilanz nennen sich Kapitalfreisetzung. Hierbei wird durch eine Kapitalfreisetzung versucht, den Anteil des Eigenkapitals zu erhöhen. Mögliche Maßnahmen sind beispielsweise die Reduzierung von Forderungen. Hierbei kämen unter anderem ein strikteres Mahnwesen oder kürzere Zahlungsfristen in Betracht. Auch die Möglichkeit des Factorings gehört hierzu. Unter Factoring wird der Verkauf von Forderungen an ein drittes Unternehmen verstanden. Dieses Unternehmen kümmert sich um die Begleichung der Forderung. Im Gegenzug erhält das verkaufende Unternehmen sofort Liquidität und entgeht dem Risiko eines Zahlungsausfalls eines Schuldners. Für dieses Risiko zahlt das kaufende Unternehmen nur einen Teilbetrag des eigentlichen Wertes der Forderungen.

Eine weitere Möglichkeit der Kapitalfreisetzung wäre das sogenannte sale-and-lease-back-Verfahren. Hierbei wird Anlagevermögen verkauft und gleichzeitig zurückgemietet. Auch eine Reduzierung der Vorräte durch Bestandsoptimierung und zukünftiges just-in-time-produzieren setzt Kapital frei.

Auf der Passiva der Bilanz bestehen die Möglichkeiten aus der Kapitalerhöhung bzw. der Gewinneinbehaltung. Die Kapitalerhöhung wird im Rahmen der Außenfinanzierung durch eine Erhöhung des Stamm- oder Grundkapitals vorgenommen. Die Gewinneinbehaltung im Rahmen der Innenfinanzierung wird durch ein Ausbleiben der Ausschüttung des Gewinnes bzw. Privatentnahmen durchgeführt.

Angrenzende Kennzahlen

Es gibt weitere Kennzahlen, die an die Berechnung des Anteils des Eigenkapitals angrenzen. Weitere wichtige Kennzahlen sind die Eigenkapitalrentabilität, die Fremdkapitalquote sowie der statische bzw. dynamische Verschuldungsgrad. Die Eigenkapitalrentabilität gibt die Verzinsung des in das Unternehmen eingebrachten Kapitals an. Sie wird auch als Unternehmensrentabilität bezeichnet und ermöglicht eine Beurteilung der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens. Auch diese Kennzahl ist stark branchenabhängig und kann daher nur zum Vergleich der Unternehmen derselben Branche verwendet werden.

Der statische Verschuldungsgrad stellt das Eigenkapital ins Verhältnis zum Fremdkapital und ergänzt damit die Kennzahlen Eigenkapital- und Fremdkapitalanteil. Neben dem statischen Verschuldungsgrad gibt es auch den dynamischen Verschuldungsgrad, der die Verschuldung eines Unternehmens ins Verhältnis zum Cashflow setzt.

Zusammenfassung

  • Die Quote des Eigenkapitals setzt das Eigenkapital ins Verhältnis zum Gesamtkapital
  • Gegenstück zur Fremdkapitalquote
  • Sollte zwischen 20 Prozent und 30 Prozent liegen. Bei einer Quote von 20 Prozent sollte eine Tendenz nach oben erkennbar sein. Über 30 Prozent gilt als gut
  • Dient der Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens und als Beurteilung der wirtschaftlichen Stabilität
  • Interessant für Anleger, Banken, Rating-Agenturen, Investoren und Gesellschaftern
  • Erhöhung durch Kapitalfreisetzung, Gewinneinbehaltung oder Kapitalerhöhung möglich