Definition: Produktivität

Produktivität bezeichnet das Verhältnis zwischen Ausbringung (Output) und Einsatz (Input). Als wirtschaftswissenschaftliche Kennzahl wird produktivität sowohl in einem volkswirtschaftlichen, als auch in einem betriebswirtschaftlichen Kontext betrachtet und setzt das Produktionsergebnis bzw. die Wertschöpfung mit den eingesetzten Produktionsfaktoren ins Verhältnis. Produktivität gibt grundsätzlich ein Mengenverhältnis an, das sowohl gleiche oder unterschiedliche Messgrößen, als auch Bestandsgrößen oder Stromgrößen in Beziehung zueinander setzt. Steigt demnach die Produktivität, muss entweder der Input bei gleichbleibendem Output gesunken oder der Output bei konstantem Input gestiegen sein. Als spezifische Größe des Rationalitätsprinzips ist die Optimierung der Produktivität Bestandteil der Gewinn- oder Nutzenmaximierung und daher mit diesen in sogenannter Zielharmonie.

Formel(n) für die Berechnung der Produktivität

Die allgemeine Formel, um die Produktivität zu berechnen, lautet wie folgt:

Produktivität = Ausbringungsmenge / Einsatzmenge = Output / Input

Diese grundsätzliche Formelstruktur wird in den unterschiedlichen wirtschaftswissenschaftlichen Bereichen spezifisch angewendet. Dabei wird zwischen Totaler Produktivität und Partieller Produktivität unterschieden. Die Totale Produktivität wird auch Wertproduktivität genannt und setzt die Gesamtausbringungsmenge ins Verhältnis zur Gesamtheit aller eingesetzten Produktionsfaktoren:

Totale Produktivität = Gesamtausbringungsmenge / Gesamtheit eingesetzter Produktionsfaktoren

Bei dieser Variante wird die Heterogenität der Produktionsfaktoren oft durch die Zuweisung monetärer Werte (Preise) homogenisiert. So kann auf volkswirtschaftlicher Ebene die Produktivität bzw. das Produktivitätswachstum einer Region oder eines Landes mit den Werten anderer Regionen oder Länder verglichen und im betriebswirtschaftlichen Kontext gesamte Unternehmen und ihre jeweilige Entwicklung gegenübergestellt werden.

Im Gegensatz dazu setzt die Partielle Produktivität, auch Faktorproduktivität genannt, lediglich die eingesetzte Menge eines bestimmten Produktionsfaktors ins Verhältnis zu einer Ausbringungsmenge:

Partielle Produktivität = Ausbringungsmenge / Spezifischer Produktionsfaktor

Mit dieser Herangehensweise ermittelt man den Einfluss eines einzelnen Produktionsfaktors auf das Gesamtergebnis. Häufig genutzte Produktivitätskennzahlen sind:

  • Arbeitsproduktivität = Ausbringungsmenge / Arbeitsleistung
  • Kapitalproduktivität = Ausbringungsmenge / Kapitaleinsatz
  • Maschinenproduktivität = Ausbringungsmenge / Maschinenleistung
  • Materialproduktivität = Ausbringungsmenge / Materialeinsatz

Produktivität: Beispiele zur Berechnung

Produktivitätskennzahlen spielen bei zahlreichen wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen eine wichtige Rolle für die letztlich ökonomisch richtige Entscheidungsfindung. Nachfolgend wird anhand von zwei exemplarischen Fallbeispielen die Berechnung der jeweiligen Produktivität erläutert.

Beispiel 1 – Berechnung der Arbeitsproduktivität

Ein Geschäftsmann will in die Halbleiterindustrie investieren und hat zwei Chiphersteller näher ins Auge gefasst, die für eine Beteiligung infrage kommen. Während Unternehmen A mit 300 Mitarbeitern 60.000 Chips im Jahr produziert, erreichen 400 Mitarbeiter des Unternehmens B eine Jahresproduktion von 70.000 Chips. Die Arbeitsproduktivität beider Unternehmen sieht folgendermaßen aus:

Ausbringungsmenge / Arbeitseinsatz = Arbeitsproduktivität

Unternehmen A: 60.000 Chips / 300 Mitarbeiter = 200 Chips pro Mitarbeiter

Unternehmen B: 70.000 Chips / 400 Mitarbeiter = 175 Chips pro Mitarbeiter

Obwohl das Unternehmen A weniger Chips pro Jahr herstellt und weniger Mitarbeiter beschäftigt, liegt die erzielte Produktivität mit 200 Chips pro Mitarbeiter über den 175 Chips, die jeder der 400 Mitarbeiter von Unternehmen B pro Jahr produziert. Hinsichtlich der Produktivität sollte sich der Geschäftsmann also für Unternehmen A entscheiden.

Beispiel 2 – Berechnung der Maschinenproduktivität

Zwei Unternehmen aus der Automobilbranche müssen ihre Herstellungskapazitäten erweitern und dafür in eine neue Produktionsanlage investieren. Unternehmen A entscheidet sich für eine Produktionsanlage, die in 12 Stunden 18 Fahrzeuge fertigstellt. Unternehmen B wählt eine Produktionsanlage, die in 15 Stunden 24 Fahrzeuge produzieren kann.

Ausbringungsmenge / Maschinenleistung = Maschinenproduktivität

Unternehmen A: 18 Fahrzeuge / 12 Maschinenstunden = 1,5 Fahrzeuge pro Stunde

Unternehmen B: 24 Fahrzeuge / 15 Maschinenstunden = 1,6 Fahrzeuge pro Stunde

Im Hinblick auf die Maschinenproduktivität hat Unternehmen B mit seiner Produktionsanlage die bessere Wahl getroffen, da diese pro Stunde eine höhere Ausbringungsmenge erzeugt, als die Produktionsanlage von Unternehmen A.

Produktivität ist nicht gleichzusetzen mit Wirtschaftlichkeit oder Rentabilität

Die Begriffe Produktivität, Wirtschaftlichkeit und Rentabilität werden oft als Synonyme verwendet. Dies ist jedoch nicht korrekt. Die Produktivität bezieht sich in der Regel auf einen Mengenvergleich zwischen Input und Output. Bezogen auf das oben genannten Beispiel 1 wird also die Menge der jährlich produzierten Chips mit der Mitarbeiteranzahl in Relation gesetzt, um die Produktionsmenge je Mitarbeiter zu ermitteln. Im Gegensatz zur Mengenmäßigkeit der Produktivität vergleicht die Wirtschaftlichkeit Kosten bzw. Aufwand mit Erträgen bzw. Erlösen und setzt somit wertmäßige Größen in Relation zueinander. Belaufen sich in Beispiel 1 für das Unternehmen A also die jährlichen Personalkosten pro Mitarbeiter auf 50.000 Euro und der Verkaufspreis eines Chips beträgt 200 Euro, dann wäre Unternehmen A zwar immer noch produktiver als Unternehmen B, operiert aber nicht wirtschaftlich, denn:

Wirtschaftlichkeit = Erlös / Kosten

Erlös = 60.000 Chips x 200 Euro = 12.000.000 Euro

Kosten = 300 Mitarbeiter x 50.000 Euro = 15.000.000 Euro

Wirtschaftlichkeit = 12.000.000 Euro / 15.000.000 Euro = 0,8

Ist das Ergebnis kleiner als 1, wird nicht kostendeckend produziert und es ist keine Wirtschaftlichkeit gegeben. Optimierte Wirtschaftlichkeit wird entweder erreicht, wenn mit möglichst geringem Mitteleinsatz ein konstanter Output erzielt wird (Minimalprinzip) oder bei gleichbleibendem Input ein möglichst gutes Ergebnis (Maximalprinzip) als Resultat zu Buche steht.

Die Rentabilität wiederum beschreibt das Verhältnis des erzielten Gewinns / Erfolgs zum eingesetzten Kapital. Um den Unterschied zwischen Wirtschaftlichkeit und Rentabilität zu verdeutlichen, folgendes Beispiel:

Eine von Unternehmen A neu erstandene Produktionsanlage (jährlich 60.000 Chips Produktionskapazität) ist wirtschaftlicher als die älteren Produktionsanlagen, die bei gleichem Input lediglich 50.000 Chips herstellen.

Ertragsdifferenz = (60.000 Chips x 200 Euro) – (50.000 Chips x 200 Euro) = 2.000.000 Euro

Da jedoch das für den Erwerb der neuen Produktionsanlage aufgenommene Darlehen mit jährlichen Zinskosten in Höhe von 3.000.000 Euro zu Buche schlägt, war die Investition in die neue Produktionsanlage insgesamt jedoch trotzdem unrentabel.

Zusammenfassung

  • Die Produktivität beschreibt das Verhältnis der Ausbringung (Output) zum Einsatz (Input).
  • Die Totale Produktivität setzt die Gesamtmenge von Produktionsfaktoren und Output in Relation, während die Partielle Produktivität lediglich einen bestimmten Produktionsfaktor mit der Ausbringung vergleicht.
  • Das wirtschaftswissenschaftliche Konzept der Produktivität findet sowohl in der Volkswirtschaftslehre als auch in der Betriebswirtschaftslehre Anwendung.
  • Während die produktivität mengenmäßige Größen in Relation setzt, haben die oftmals als Synonym verwendeten Begriffe Wirtschaftlichkeit und Rentabilität auch wertmäßigen Charakter.