Definition: Fluktuationsrate

Die Fluktuationsrate benennt allgemein die Veränderung von Größen innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Der Wortstamm „fluctuare“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „hin- und herschwanken“ oder „wiegen“, während der Begriff „Rate“ das Verhältnis zweier Größen zueinander definiert. In Bezug auf die Wirtschaftswissenschaften wird der Begriff Fluktuationsrate als Fachterminus im Bereich Personalwesen verwendet und bezieht sich auf die Austauschrate der Beschäftigten eines Unternehmens, einer Organisation oder einer anderweitigen betriebswirtschaftlichen Einheit, die Arbeitskraft in Form von Personal einsetzt. Die Fluktuationsrate wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst, die grundsätzlich in drei Teilgruppierungen unterteilbar sind:

  • Natürliche Fluktuation bezeichnet den Teil des Personalaustauschs, der durch „natürliche“ Gegebenheiten passiert, wie zum Beispiel der Eintritt in die Altersrente oder der Tod eines Mitarbeiters.
  • Unternehmensinterne Fluktuation liegt vor, wenn Mitarbeiter innerhalb des gleichen Unternehmens die Stelle wechseln, also beispielsweise aufgrund einer Versetzung einen neuen Aufgabenbereich übernehmen.
  • Unternehmensfremde Fluktuation bedeutet, dass Mitarbeiter entweder aufgrund ihrer selbst eingereichten Kündigung oder durch Kündigung seitens des Arbeitgebers aus dem Unternehmen ausscheiden.

Aufgrund der Heterogenität der durch sie abgebildeten Faktoren gibt es nicht die eine allgemeingültige Fluktuationsrate, sondern unterschiedliche Arten, deren Aussagekraft sich je nach Zusammensetzung der ins Verhältnis gesetzten Größen definiert. Die Fluktuationsrate ist nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Kostenfaktor, denn der Austausch von Personal ist in der Regel mit zusätzlichen Kosten verbunden, sondern liefert auch hilfreiche Erkenntnisse zu „weichen“ Erfolgsfaktoren, wie beispielsweise Unternehmenskultur oder Mitarbeiterzufriedenheit. Wie man die Fluktuationsrate berechnen kann erläutert das folgende Kapitel.

Formel(n) für die Berechnung der Fluktuationsrate

Für die Berechnung der Fluktuationsrate in Bezug auf das Personal eines Unternehmens haben sich mehrere Formeln etabliert, die sich in ihrer Komplexität und Zusammensetzung unterscheiden und somit auch eine differenzierte Aussagekraft ausweisen.

Basisformel

Die grundlegendste Form zur Berechnung der Fluktuationsrate setzt die Personalabgänge in einem bestimmten Zeitraum zum gesamten Personalbestand am Anfang des definierten Zeitintervalls ins Verhältnis. Fluktuationsraten werden für gewöhnlich in Prozent ausgewiesen, weshalb der Ergebnisquotient der vorgenannten Größen mit 100 multipliziert werden muss. Die dazugehörige Formel lautet somit:

Fluktuationsrate in % = Personalabgänge in einem definierten Zeitraum / Gesamtpersonalbestand zu Beginn des definierten Zeitraums x 100

Dies stellt zwar eine sehr einfache Form der Fluktuationsrate dar, das Ergebnis verliert durch seine Unschärfe jedoch auch sehr viel Aussagekraft. Unter anderem berücksichtigt diese Formel nicht die Neuzugänge von Mitarbeitern, die in dem vordefinierten Zeitintervall eingestellt wurden. Auch Mitarbeiter, die im Betrachtungszeitraum neu eingestellt wurden, das Unternehmen aber vor Ende des Betrachtungszeitraums auch wieder verließen, werden lediglich im Zähler des Quotienten erfasst. Die Unvollständigkeit der eingesetzten Parameter kann somit die Aussagekraft des Ergebnisses verfälschen.

BDA-Formel

Von der namensgebenden Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) wird die sogenannte BDA-Formel empfohlen, um die Fluktuationsrate zu berechnen:

Fluktuationsrate in % = Freiwillige Personalabgänge in einer Zeitperiode / Durchschnittlicher Personalbestand in einer Zeitperiode x 100

Diese Formel setzt somit die Abgänge, die innerhalb eines Zeitraums von den jeweiligen Arbeitnehmern selbst initiiert wurden, mit dem durchschnittlichen Gesamtmitarbeiterbestand im gleichen Zeitraum ins Verhältnis. Der Durchschnitt wird für gewöhnlich berechnet, indem die Mitarbeiterzahl am Anfang des Zeitraums und die Mitarbeiterzahl am Ende des Zeitraums addiert und das Ergebnis dann durch zwei geteilt wird. Da die Mitarbeitermobilität seit der Entwicklung dieser Formel generell stark zugenommen hat und auch die modernen Unternehmensstrukturen mit Elementen wie beispielsweise flexiblen Teamgrößen und Projektarbeit über die angewendete Durchschnittsberechnung nur unzureichend abgebildet sind, hat auch die Aussagekraft dieser Berechnung der Fluktuationsrate Schwächen bei isolierter Anwendung.

ZVEI-Formel

Die ZVEI-Formel wurde vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e. V. (ZVEI) entwickelt und vergleicht die ersetzten Abgänge innerhalb eines Zeitraums mit dem durchschnittlichen Mitarbeiterbestand im gleichen Zeitraum:

Fluktuationsrate in % = Ersetzte Personalabgänge in einer Zeitperiode / Durchschnittlicher Personalbestand in einer Zeitperiode x 100

Die ersetzten Personalabgänge ergeben sich aus der Betrachtung von sowohl Zu- als auch Abgängen innerhalb der Periode, was in folgender Formel umgesetzt ist:

Ersetzte Abgänge = (Zugänge + Abgänge – |Zugänge – Abgänge|) / 2

Da die bei dieser Formel verwendeten „ersetzten Abgänge“ auch einen relativen Durchschnittswert bezeichnen, kann die absolute Fluktuation innerhalb des Zeitraums aus der resultierenden Fluktuationsrate nur unzureichend ermittelt werden.

Schlüter-Formel

Mit der Schlüter-Formel werden zur Ermittlung der Fluktuationsrate die Personalabgänge in einer bestimmten Zeitperiode mit dem Gesamtpersonalbestand am Anfang der bestimmten Zeitperiode ergänzt und die Zugänge in der bestimmten Zeitperiode ins Verhältnis gesetzt:

Fluktuationsrate in % = Personalabgänge in einer Zeitperiode / (Personalbestand am Anfang einer Zeitperiode + Personalzugänge in einer Zeitperiode) x 100

Da bei der Schlüter-Formel im Nenner auch die Personalzugänge innerhalb einer Periode berücksichtigt werden, eignet sich diese Berechnung der Fluktuationsrate insbesondere für neu gegründete und/oder stark wachsende Unternehmen.

Bei genauer Betrachtung der einzelnen Formeln zeigt sich, dass sich sowohl der Zähler als auch der Nenner jeweils aus unterschiedlichen Elementen zusammensetzen. Aus diesem Grund muss vor der Anwendung der Formeln stets klar definiert sein, zu welchem Zweck die Fluktuationsrate berechnet werden soll. Denn abhängig von der beabsichtigten Aussagekraft eignen sich die jeweiligen Gleichungen unterschiedlich gut.

Fluktuationsrate: Beispiele zur Berechnung

Das vorangehende Kapital stellte mehrere Berechnungsarten vor, um die Personal-Fluktuationsrate eines Unternehmens zu ermitteln. Die allgemeingültigen Formeln werden nachfolgend mit konkreten beispielhaften Zahlen unterfüttert und berechnet. Folgende Kenngrößen bilden die Ausgangssituation eines Beispielunternehmens:

Personalbestand zu Beginn des Beispielzeitraums: 300 Mitarbeiter

Personalbestand im Durchschnitt innerhalb des Beispielzeitraums: 290 Mitarbeiter

Anzahl der Personalabgänge innerhalb des Beispielzeitraums: 50 Mitarbeiter

Anzahl der freiwilligen Personalabgänge innerhalb des Beispielzeitraums: 40 Mitarbeiter

Anzahl der Personalzugänge innerhalb des Beispielzeitraums: 30 Mitarbeiter

Die Fluktuationsrate berechnen kann man mit den vier vorgestellten Formeln unter Einbeziehung der Beispielgrößen folgendermaßen:

Basisformel

Fluktuationsrate in % = Personalabgänge in einem definierten Zeitraum / Gesamtpersonalbestand zu Beginn des definierten Zeitraums x 100

Fluktuationsrate in % = 50 / 300 x 100 = 16,67 %

Verglichen mit dem Gesamtpersonalbestand zu Beginn des betrachteten Zeitraums haben innerhalb dieses Zeitraums also 16,67 Prozent der Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Während im Zähler die Entwicklung über einen Zeitraum gemessen wird, gibt der Nenner lediglich eine Zeitpunktangabe und spiegelt nicht, wie dies beim Zähler der Fall ist, die Entwicklung der Größe im Zeitverlauf wider.

BDA-Formel

Fluktuationsrate in % = Freiwillige Personalabgänge in einer Zeitperiode / Durchschnittlicher Personalbestand in einer Zeitperiode x 100

Fluktuationsrate in % = 40 / 290 x 100 = 13,79 %

Im Gegensatz zur Gesamtbetrachtung der Basisformel setzt die mit der BDA-Formel berechnete Fluktuationsrate die Betonung auf den Anteil der Personalabgänge, die von den Mitarbeitern selbst eingeleitet wurden und berücksichtigt zudem im Nenner die Entwicklung des Gesamtmitarbeiterstandes im Zeitablauf und nicht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt.

ZVEI-Formel

Ersetzte Abgänge = (Zugänge + Abgänge – |Zugänge – Abgänge|) / 2

Ersetzte Abgänge = (30 + 50 – |30 – 50|) / 2 = (80 – 20) / 2 = 30

Fluktuationsrate in % = Ersetzte Personalabgänge in einer Zeitperiode / Durchschnittlicher Personalbestand in einer Zeitperiode x 100

Fluktuationsrate in % = 30 / 290 x 100 = 10,34 %

Das Unternehmen hat also 30 Mitarbeiterabgänge durch entsprechende Zugänge kompensieren können, was, gemessen an dem innerhalb der betrachteten Zeitperiode gesunkenen Gesamtmitarbeiterbestand (20 Arbeitsplätze wurden ja nicht neu besetzt) einer Fluktuationsrate von 10,34 Prozent entspricht.

Schlüter-Formel

Fluktuationsrate in % = Personalabgänge in einer Zeitperiode / (Personalbestand am Anfang einer Zeitperiode + Personalzugänge in einer Zeitperiode) x 100

Fluktuationsrate in % = 50 / (300 + 30) x 100 = 15,15 %

Gemessen am Gesamtpersonalbestand zu Beginn des Beispielzeitraums zuzüglich der Zugänge innerhalb des Beispielzeitraums betrugen die Personalabgänge im Beispielzeitraum 15,15 Prozent.

Zusammenfassung

  • Der Begriff Fluktuationsrate bezeichnet allgemein die Veränderung zweier zueinander ins Verhältnis gesetzter Größen im Zeitablauf.
  • Im Rahmen der Betriebswirtschaftslehre wird der Begriff Fluktuationsrate in Bezug auf den Personalaustausch eines Unternehmens verwendet.
  • Die Fluktuationsrate berechnen kann man auf unterschiedliche Weise, je nachdem wie sowohl Zähler als auch Nenner ausgestaltet werden und welche Aussage der daraus resultierende Quotient abbilden soll.
  • Ergänzend zur einfach gestalteten Basisformel haben sich die BDA-Formel, die ZVEI-Formel sowie die Schlüter-Formel für die Berechnung der Fluktuationsrate etabliert.
  • Hinsichtlich ihrer Aussagekraft unterscheiden sich die gezeigten Berechnungsmethoden der Fluktuationsrate und geben neben dem monetären Kostenbezug auch Indikationen zu „weichen“ betriebswirtschaftlichen Faktoren wie zum Beispiel Unternehmensattraktivität oder Mitarbeiterzufriedenheit.