Definition: Gleitender Durchschnitt

Der gleitende Durchschnitt (auch gleitender Mittelwert genannt) ist eine technische Methode, die bei der Messung von Daten- und Zeitreihen zum Einsatz kommt. Die Ermittlung des gleitenden Durchschnitts grenzt sich von der Berechnung des arithmetischen Mittels ab.

Als arithmethisches Mittel wird die Berechnungsmethode bezeichnet, die zwei oder mehr Zahlen aus einer Reihe berechnet. Hierzu addiert man die Zahlen zunächst. In einem zweiten Schritt dividiert man die Summe durch die Anzahl der Zahlen. Voraussetzung für die Anwendung des arithmetischen Mittels ist, dass man alle vorhandenen Zahlen in die Berechnung einbezieht. Dies ist bei der Ermittlung des gleitenden Durchschnitts nicht erforderlich.

Bei der Berechnung des gleitenden Mittelwerts ermittelt sich ein rollierender Durchschnitt: Das Glättungsverfahren trifft eine zeitliche Auswahl, die sich z.B. auf 100-Tage bezieht. Das Verfahren wiederholt der Anwender regelmäßig, z.B. in jedem Monat einmal.

Der Ermittlung des gleitenden Mittelwerts kommt eine große wirtschaftliche Bedeutung zu. Man findet die Methode an der Börse, um Aktienverläufe zu analysieren. Außerdem kommt die Ermittlung des gleitenden Mittelwerts in der unternehmerischen Praxis zum Einsatz. Hier bildet sie die Grundlage für wichtige Entscheidungen.

Der gleitende Mittelwert im Rahmen einer Aktien Chartanalyse

Die Börse verwendet für die Ermittlung des gleitenden Mittelwerts auch die Bezeichnung Moving Average. Für die Beobachtung des Verlaufs einer Aktie legt der Analyst einen bestimmten Zeitraum (z.B. 50-Tage) fest.

Um bessere Informationen über das Auf und Ab der Aktie zu bekommen, glättet der Analyst den Aktienverlauf. Für das Glättungsverfahren legt er unterschiedliche Zeitperioden fest. Eine Beobachtung des Aktienkurses über 38-Tage hat sich für eine fundierte Chartanalyse ebenso als wirksam Charttechnik erwiesen wie die Ermittlung des gleitenden Durchschnitts über 100-Tage oder über einen Zeitraum von 200-Tagen.

Die Berechnung des gleitenden Durchschnitts anhand von Beispielen

Die Ermittlung des gleitenden Durchschnitts wird anhand von vier verschiedenen Beispielen dargestellt.

Beispiel für den gewählten Zeitraum 38-Tage

Den Kurs der Aktie überwacht der Analyst über einen Zeitraum von 38 Tagen. Am ersten Tag liegt der Schlusswert bei 10 Euro. Zum Ende des zweiten Tages hat die Aktie einen Wert von – 20 Euro. Am Ende des 38. Tages liegt der Kurs der Aktie bei -50 Euro. Rechnet der Analyst alle Schlusskurse der vergangenen 38 Tage zusammen, ergibt sich eine Summe von 190 Euro. Der gleitende Durchschnitt (in diesem Fall GD38) berechnet der Analyst, indem er diese Summe durch 38 Tage teilt. Es ergibt sich ein gleitender Durchschnitt von 5 Euro.

Beispiel für den gewählten Zeitraum 50-Tage

Wählt der Aktionär den 50-Tage Zeitraum, beobachtet er die Aktie über die nächsten 50 Tage, die die Aktie an der Börse notiert ist. Den GD50 ermittelt er, indem die Summe aus allen 50 Schlusskursen durch 50 teilt. Unter der Annahme, dass die Summe -100 Euro ergibt, ermittelt sich der GD50 mit -2.

Beispiel für den gewählten Zeitraum 100-Tage

Für den GD100 berechnet der Analyst den gleitenden Mittelwert auf dieselbe Weise. Beim GD100 hat der Aktienanalyst aber das besondere Handelssignal »Kreuzen GD100 Long« zu beachten. Der »Kreuzen GD100 Long« stellt die Regel auf, dass der höchste Kurs des Vortages unter dem GD100 liegen muss. Wurde hierfür z.B. ein Wert von 1.000 Euro ermittelt, darf der höchste Wert des Vortages nicht über 1.000 Euro liegen.

Beispiel für den gewählten Zeitraum 200-Tage

Der GD200 – auch als 200-Tage-Linie bekannt – gehört zu den Charttechniken, die die Börsenanalysten fast täglich einsetzen. Der gleitende Mittelkurs wird für die vergangenen 200 Tage ermittelt. Nachdem die einzelnen Mittelwerte aufaddiert wurden, wird die Summe durch 200 geteilt. Die einzelnen Schlusskurse dokumentieren die 200-Tage-Linie.

Zwei unterschiedliche Chartanalysen

Bei den obigen Beispielen reicht der einfache gleitende Durchschnitt für das Ergebnis aus. Für eine differenzierte Betrachtung des Verlaufs einer Aktie können zwei weitere Chartanalysen angewendet werden. Man unterscheidet die folgenden Techniken:

  • Gewichteter gleitender Durchschnitt
  • Exponentiell gleitender Durchschnitt

Die Ermittlung des gewichteten gleitenden Durchschnitts

Die Ermittlung des gewichteten gleitenden Durchschnitts ist eine Methode zur Chartanalyse, bei der jeder Schlusskurs ein besonderes Gewicht erhält. Dabei achtet der Analyst strikt darauf, dass er den aktuellen Börsenkursen ein höheres Gewicht gibt als den älteren Notierungen. Folglich verleiht der Analyst dem letzten Handelstag das höchste Gewicht. Die Anzahl der Tage, die die Aktie beobachtet wurde, entscheidet über die Gewichtung.

Beispiel zur Anwendung des gewichteten gleitenden Durchschnitts im 38-Tage Zeitraum

Für die Ermittlung des gewichteten gleitenden Durchschnitts erhält der Schlusskurs das höchste Gewicht von 38. Der zweite Schlusskurs bekommt ein Gewicht von 37. Der erste Tag, an dem die Aktie an der Börse notiert war, wird mit 1 gewichtet.

Die Ermittlung des exponentiell gleitenden Durchschnitts

Der exponentiell gleitende Durchschnitt verfolgt dieselbe Strategie wie der gewichtete gleitende Durchschnitt. Auch hier erfolgt für die letzten Kurse eine stärkere Gewichtung als für die ersten Kurse. Im Gegensatz zum gewichteten gleitenden Durchschnitt erfolgt eine noch stärkere Gewichtung der einzelnen Kurse.

Der Einsatz des gleitenden Durchschnitts in einem Unternehmen

Die Methode des gleitenden Durchschnitts kennt man auch außerhalb des Börsenmarktes. Ein Unternehmen wendet sie zur Analyse des Umsatzes an.

Beispiel zur Anwendung des gleitenden Durchschnitt in einem Unternehmen

Ein Unternehmen machte in den ersten drei Monaten des Jahres Umsätze in Höhe von 2.000 Euro (Januar), 4.000 Euro (Februar) und 3.000 Euro (März). Als Bemessungsgrundlage für die Ermittlung des gleitenden Durchschnitts wurde der 3-Monatszeitraum festgelegt.

Der gleitende Durchschnitt wird für das erste Quartal wie folgt ermittelt:

(2.000 Euro + 4.000 Euro + 3.000 Euro) / 3 Monate = 3.000 Euro

Für den April ergibt sich ein Umsatz von 5.000 Euro.

Für die Monate Februar bis April ermittelt sich der folgende gleitende Durchschnitt:

(4.000 Euro + 3.000 Euro + 5.000 Euro) / 3 = 4.000 Euro

Beim Vergleich der beiden gleitende Durchschnitte ist die Umsatzsteigerung erkennbar. Diese Erkenntnis kann das Unternehmen für zukünftige Entscheidungen nutzen.

Zusammenfassung

  • Den gleitenden Durchschnitt bezeichnet man volkswirtschaftlich auch als gleitenden Mittelwert.
  • Es ist ein technischer Indikator, der eine Datenreihe über einen bestimmten Zeitraum hinweg analysiert.
  • Kennzeichnend für die Anwendung ist, dass sich die Berechnung des gleitenden Mittelwerts turnusmäßig wiederholt.
  • Bei Aktienkursen steht die Methode des gleitenden Mittelwerts im Zentrum der Analyse.
  • An der Börse spielen besonders der GD38 (die Ermittlung des Börsenkurses über einen Zeitraum von 38 Tagen), der GD50, der GD100 und der GD200 eine entscheidende Rolle.
  • Bei dem GD100 achtet der Analyst besonders auf das Handelssignal »Kreuzen GD100 Long«. Dies bedeutet, dass der höchste Kurs des Vortages nicht über dem Wert liegt, der für den GD100 ermittelt wurde. Betrug dieser z.B. 1.000 Euro, darf der höchste Wert des Vortages diesen nicht überschritten haben.
  • Der GD200 ist auch als 200-Tage-Linie bekannt. Diese Methode gehört zu den Charttechniken, die die Börsenanalysten beinahe jeden Tag anwenden. Die einzelnen Schlusskurse markieren die 200-Tage-Linie.
  • Neben dem einfachen gleitenden Durchschnitt gibt es den gewichteten gleitenden Durchschnitt und den exponentiell gleitenden Durchschnitt.
  • Beide Methoden stellen auf eine stärkere Gewichtung der letzten Kurse gegenüber den älteren Kursen ab. Je jünger der Kurs ist, desto schwerer ist die Gewichtung.
  • Außer an der Börse wird die Methode des gleitenden Mittelwerts auch in einem Unternehmen eingesetzt.
  • In den Unternehmen unterstützt die Technik die Analyse des Umsatzes. Auf diese Weise kann der Unternehmer sich schnell einen Überblick darüber verschaffen, ob sein Betrieb eine Umsatzsteigerung erzielt oder einen Umsatzrückgang hinnehmen muss.